Dauerhaft geschlossen!!!
Jord
Brunnenstraße 172
10119 Berlin-Mitte
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https://www.opentable.de/r/jord-berlin?ref=13946
030 63418104
.jord-berlin.de
Abendbrot. Eine Familientradition, die tief in vielen deutschen Haushalten verwurzelt und mit starken Erinnerungen behaftet ist. So auch bei Björn Swanson, deutsch-amerikanischer Gourmetkoch mit schwedischen Wurzeln, der seit 2020 das Schöneberger Restaurant Faelt betreibt.
In seiner Neueröffnung, dem Jord, zelebriert er nun das bodenständige Abendbrot und veredelt jenes mit feintarierten Gerichten und passender Weinauswahl. Die Bodenständigkeit ist bereits im Namen enthalten. Jord, schwedisch für Erde, steht hier einerseits für Björn Swansons Haltung zu regionaler Küche mit Liebe zum Gemüse, die auch das Faelt (schwedisch für Acker) prägt.
Andererseits bezieht sich Jord auf den Mutterboden, sprich die Heimat, Tradition, Erinnerungen aus der Kindheit. Alles Dinge, die Björn mit dem Abendbrot verbindet.
Zugegeben, da es bei meiner Familie abends meist warmes Essen gab, stehe ich dem Abendbrot mit gemischten Gefühlen gegenüber. Jedoch lasse ich mich von Björn Swanson gern eines Besseren belehren und bin voller Vorfreude auf den Abend im Jord.
Empfangen werden wir gut gelaunt von Bernadette und Max, die für die Weinkarte und den Service verantwortlich sind. Björn Swanson ist an diesem Abend nicht vor Ort, dafür aber Küchenchef und Gastgeber Dennis Ulcak. Von unserem Tisch aus, der sich neben der großen, offenen Küche befindet, begutachten wir bei einem erfrischenden Glas Griesel Blanc de Blancs das Lokal.
Wie auch im Faelt bleibt die Raumgestaltung des Jord minimalistisch und dennoch gemütlich: Warmes Licht trifft auf weiße Wände und helle Holztische. Vereinzelte kleine Regale und Pflanzen dienen als einzige Dekoration, doch mehr braucht es auch nicht, schließlich ist bodenständig das Stichwort.
Das Abendbrotmenü für 59 Euro pro Person kommt hier, im Gegensatz zu langwierigen Abfolgen von Fine-Dining-Tellerchen, zeitgleich auf den Tisch – wie beim Abendbrot eben üblich. Wir blicken auf eine Auswahl von neun Tellern (pro Person), nebst Brot. Lediglich ein warmes Gericht ist pro Menü vorgesehen. Meine Begleitung wählt die Kartoffelsuppe mit Liebstöckel, sehr cremig und wärmend, während ich, meinen eigenen familiären Wurzeln folgend, das Senfei koste.
Was soll ich sagen? Ohne Übertreibung kann ich zugestehen: Hier handelt es sich um das beste Senfei, das ich je gekostet habe. Findet man dieses etwas altmodische Gericht sonst auf Omas Esstisch oder in Kantinen, ist die hiesige Version nicht umsonst der beständige Signature Dish auf der sonst circa alle sechs Wochen wechselnden Karte. Ein butterweiches Ei thront auf einer zartcremigen Senfsauce, garniert mit Saiblingskaviar – herrlich!
Die unkomplizierten Speisen die folgen, haben doch alle ihre Feinheiten. „Jepickeltes Jarten Jemüse“ bringt feine Säure und Würze mit, passend zur Leberwurst vom Juvenil Ferkel. Mein Schleswig-Holsteiner Herz erfreut die Räucherforelle Hausfrauenart. Wahlweise gibt es das Menü auch vegetarisch bzw. pescetarisch.
Was beim Abendbrot nicht fehlen darf, ist selbstverständlich eine Käseauswahl, welche mit Kumquat-Chutney und Früchtebrot alles vorzüglich abrundet. Zum Schluss noch ein Stückchen Käsekuchen mit Quitte, der einzige Gang, welcher hinterher serviert wird. Dazu bringt ein Goldtröpfchen von Nik Weis genau die richtige Süße fürs Dessert ein.
Fans starker Spirituosen können sich zum Abschluss des Abend noch von Björns Lieblings-Birnenbrand den Magen aufräumen lassen. Wer lieber nur für die umfangreiche Weinauswahl oder das gemeinsam mit Brew Dog eigens fürs Jord entwickelte Bier herkommen mag, kann und sollte auch ab 21 Uhr eine kleine Brotzeitplatte für 19 Euro bestellen.
Darauf zumindest würde ich nicht verzichten wollen, denn die zarte selbst aufgeschlagene Rahmbutter ergänzt sich ganz wunderbar mit dem knusprigen, frischen Brot von Florian Domberger aus dem Brot Werk und dem dazugehörigen Käse.
Das Jord hat uns im wahrsten Sinne des Wortes das Abendbrot schmackhaft gemacht und uns einen sehr schönen Abend geschenkt. Hier werden sowohl Liebhaber*innen dieser familiären Mahlzeit, als auch solche, die es werden wollen, im Jord auf ihre Kosten kommen.