Das Feed the Pony liegt mitten im Schillerkiez. Wer feine Tellergerichte in nordatlantisch-skandinavischer Ausrichtung sowie handverlesene Low-Intervention-Weine sucht, ist bei Köchin Hannah aus Berlin und Martin aus Belfast genau richtig.
Zur Begrüßung schenkt uns Martin zunächst ein herrlich leichtes Glas Vouvray Le Facteur S'ul Vélo (2022) von der Loire ein, dessen zarten Apfel- und Toastnoten ganz wunderbar zu den herrlich knusprigen Brezel Bites mit fluffiger Hefe Emulsion passen. Ein toller Snack zu etwaigen Kaltgetränken, der inzwischen beinah ein Signature Dish des kleinen Restaurants darstellt.
Der wunderbare Schaumwein demonstriert direkt zu Beginn Martins Art der önologischen Versorgung: "Ich habe noch viel mehr Wein in meinem Keller", erläutert er seine Weinkarte, "wenn jemand etwas Bestimmtes möchte, gehe ich gerne auch einfach runter und bringe einen funky Naturwein oder so", erzählt er.
Dabei beschränke sich seine Getränkeauswahl keineswegs darauf, wenngleich der Fokus auf biodynamischen Low-Intervention-Weinen liege. Immerhin war ein Pop-up mit dem Weingut Schmitt gewissermaßen die Initialzündung für das gastronomische Projekt Feed the Pony (die namengebende Doppel Magnum des Schmittschen Wild Pony hält Martin für die nächste große Feierlichkeit bereit).
Martin jedenfalls hat ein wunderbares Gespür für die richtige Weinauswahl, um die spannenden Gerichte seiner Frau Hannah zu komplementieren. Herrliche Kontraste schaffen ihre Schwarzbierwaffeln mit Sauerkraut, Bergkäsecreme und Senfkörnern aber auch von ganz allein: Säure und Umami, knusprig und cremig, zum Sich-die-Finger-lecken.
Danach lassen wir uns eine wunderbar komplexe wie ausbalancierte Vichyssoise mit geflämmten Erbsen, viel, viel Meerrettich und "Bakskuld" schmecken – die gesalzene, getrocknete und zusätzlich geräucherte Fischspezialität findet man insbesondere in der dänischen Küche.
Und das verwundert nicht, lässt sich Hannah für ihre Umamibetonte und immerzu ausbalancierten Gerichte doch am liebsten am Nordatlantik inspirieren. Die Küche versteht sich nicht exklusiv veggie oder vegan, möchte aber alle einschließen und happy machen. Dementsprechend gemüselastig gestaltet sich Hannahs Küche – saisonal, versteht sich.
Wie die grünen und gelben Stangenbohnen sowie die ersten Pfifferlinge demonstrieren, die Hannah auf ihrem Spätzlegericht drapiert, und mit Kombu sowie Belper Knolle reichlich Geschmack verleiht. Was Martin dazu reicht, fasst dieses kulinarische Duo dann wunderbar zusammen.
Denn ja, wir haben einen "Crush" auf diesen besonderen Sommerwein von Julie und Toby Bainbridge, auf dieses Gericht und diesen bezaubernden Ort. Gut, dass Martin die Flasche stehenlässt, denn der Crash setzte sich fort angesichts des bezaubernden Desserts aus Rhabarbereis, Cheesecake Cream, Kürbiskernbiskuit und Estragonessenz.