Mittwoch bis Sonntag 18-23 Uhr
Horváth
Paul-Lincke-Ufer 44a
10999 Berlin-Kreuzberg
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Rein äußerlich hat sich seit unserem ersten Besuch im April des vergangen Jahres nichts verändert im Horváth, dem wiederholt mit einem Michelin-Stern prämierten Restaurant des österreichischen Kochs Sebastian Frank. Aber wir nehmen am heutigen Abend – dem nicht enden wollenden Sommer sei Dank – im idyllischen Vorgarten Platz und erleben auf diese Weise alles aus einer ganz neuen Perspektive. Behütet von einem alten, grün umrankten Schmiedeeisernen Gartenzaun, unter cremefarbenen Sonnenschirmen und unter Abstattung eines Besuches der Katze aus der Nachbarschaft, tauchen wir genussvoll ein in ein sommerlich frisches Menü der Extraklasse.
Der aus der Steiermark stammende Sommelier Jakob Petritsch ist neuer Restaurantleiter und Kopf eines jungen versierten Teams, das uns den ganzen Abend hinweg aufmerksam umsorgen wird. Zur Begrüßung empfiehlt er einen Sekt vom grünen Veltliner vom Weingut Josef Jamek, der einen ersten mächtig guten Eindruck hinterlässt und seine exzellente Fortsetzung in allen folgenden Weinen finden wird. Ich selbst entscheide mich für die ganz neu entwickelte, unalkoholische Getränkebegleitung, die mit ungewöhnlichen Säften wie beispielsweise dem Mix aus püriertem Mais, der leichten Schärfe von Kresse und einem Hauch Holunderblütenöl überrascht.
Der Korb mit kleinen hausgebackenen Brötchen, der uns noch vor dem Gruß aus der Küche – einem genialen Kohlrabi-Carpaccio mit angebratenem Schnittknoblauch, serbischer Butter und Senfsaat – erreicht, begeistert uns wie schon im vergangenen Jahr. Ganz besonders die Variante mit den Blutwurstwürfelchen. Noch während wir auf den ersten Gang warten, wandern meine Blick über die umliegenden Tische. Ein selten spannendes Publikum umgibt uns und ruft mir in Erinnerung, wofür ich Kreuzberg so sehr liebe: ein Althippie im Unterhemd beim Verspeisen eines Sterne-Menüs! Wo sonst kann man so etwas erleben? Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Der Service, allen voran der fröhliche Martin Wolf, beginnt das achtgängige Menü zu servieren. Eine die Vorfreude auf den Hauptgang steigernde Vorspeise nach der anderen erreicht uns und stets wandern unsere Blicke neugierig über die Teller, während die Kreationen erläutert werden. Zur Erinnerung gibt es noch immer die kleinen Kärtchen, auf denen bei Bedarf nachgelesen werden kann, was von der Küche verwendet wurde, um die kulinarischen Meisterwerke zu vollbringen.
Wir schlemmen uns von einem wundervollen "Maisschaum mit Knoblauch, gekrönt von Röstkohl und Leindotter-Honig-Vinaigrette" über "in grünem Veltliner geschmorte Champignons nebst Kirsch-Creme mit Preiselbeersenf und winzigen Erbsen" zu einem ganz wundervollen "gegrillten Störfilet mit porchiertem Rübenspeck, gestocktem Zwiebelsaft und einer Soße von wilden Beeren, begleitet von einem Apfelpüree mit Johannisbeerschnaps". Ein ums andere Mal finden wir anerkennende Worte und strahlen ob des rundherum perfekten Abends.
Auch vom Nachbartisch schnappen wir begeistere Wortfetzen auf während wir uns über so herrliche Gänge wie "gedünsteten Radicchio", "im eigenen Saft gegarte Pfirsiche" oder auch den genialen Frischegang "Gefrorenes von der Apfelblüte und Salbei mit Frischkäse aus Holunderblütenöl" freuen, bevor der heiß ersehnte Hauptgang "Bauerngockel mit einer Creme von Spinat und Hühnersuppenfett" nebst vieler weiterer aromatischer Komponenten serviert wird. ...Beglückend! Köstlich! Wunderbar! Wir sind begeistert.
Ein gebührendes Finale findet das Menü dann mit einem "Sorbet von Joghurt und Fichtennadelöl" begleitet von einer soften, italienischen Meringue, Schwarzbrot-Kümmel-Schmelze und Waldmeister-Molke. Der Hit! "Nur mit dieser einzelnen Eissorte könnte man eine Eisdiele am Laufen halten" erwidert Sebastian Frank später auf unser Lob hin. Na dann mal los, Herr Frank! Wir werden die ersten Stammkunden. Versprochen!
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