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Berliner Lieblingsorte von Heinz Gindullis alias Cookie

Donnerstag, 25. August 2016

Die Orte im Überblick

Karte (10)

Ich treffe Heinz Gindullis alias Cookie in der Zentrale seines Wirkens Unter den Linden, im Haus der Komischen Oper, unmittelbar hinter seinem Restaurant Cookies Cream sowie dem legendären Club Cookies, der heute ebenfalls eines seiner Restaurants, das Crackers, beherbergt. Von hier aus wird verwaltet und organisiert, Caterings für Orte in ganz Europa geplant und immer wieder neue Ideen und Konzepte entwickelt.

1974 in London geboren und bis zu seinem 12. Lebensjahr auch dort aufgewachsen, verbrachte Heinz Gindullis den Rest seiner Kindheit in Mannheim und Nürnberg, wo er mit 18 Jahren die Schule schmiss, um nach Berlin zu gehen. Seine erste Wohnung bezog er in der Auguststraße. Der Straße, die wohl wie kaum ein anderer Ort in Mitte, das damalige Lebensgefühl spiegelte.

Mit einem Hauch britischen Akzents erzählt er von Kohleöfen, Toiletten auf halber Treppe und jeder Menge Lebenskünstler, die sich hier zusammenfanden. Australier. Neuseeländer. Tschechen. Schon damals kamen die Kreativen aus der ganzen Welt hierher, eröffneten illegale Galerien und realisierten schräge Aktionen. Platz gab es genug, so Gindullis. "Mitte war damals leer."

Er selbst musste nun aber erst einmal Geld verdienen. Er begann im jüdischen Restaurant Oren auf der Oranienstraße als Tellerwäsche, arbeitete sich zur Küchenhilfe hoch und war bereits zum Barkeeper avanciert als er zwei Jahre später seine erste eigene Bar eröffnete. Natürlich in der Auguststraße. Im Keller seines damaligen Wohnhauses. Illegal versteht sich. "Biscuit" nannte er diesen Ort. Andere nannten ihn "Dienstagsbar" oder sagten schlicht "Wir gehen zu Cookie."

Hier also legte Heinz Gindullis das Fundament für seinen späteren legendären Club Cookies, der erst nach zahllosen Umzügen in spannendste Locations, vor zwei Jahren schloss, um nach zwanzig Jahren Clubgeschichte, etwas Neuem Platz zu machen. Doch zunächst ging es vom Keller vorne auf die Augustraße. Aus der illegalen Bar wurde ein illegaler Club, in dem die Stimmung stets so gut war, dass spätestens ab 24 Uhr wirklich jeder tanzte, der da war.

Cookie war eine Instanz geworden. Dienstags und donnerstags ging jeder, der in Mitte etwas auf sich hielt in seinen Club. Eine eingeschworene Gemeinschaft war das, erzählt er. "Jeder, der neu dazu kam, wurde erst mal irritiert gemustert." Bis zum Schluss blieben der Dienstag und der Donnerstag Cookie-Tage. Sieben mal zog man insgesamt um, wobei die spektakulärste aller Locations sicher das alte Bankgebäude in der Charlottenstraße, Ecke Friedrichstraße war.

Dort eröffnete Gindullis auch sein erstes Restaurant. Illegal versteht sich. Nur über geheime Gänge, viele Türen und unter Nennung eines täglich wechselnden Codes erhielt man Zutritt. Diesmal jedoch gab es so viel Ärger, dass er beinahe das ganze Gebäude samt Club hätte räumen müssen. Doch am Ende ging alles gut und das Restaurant wurde ganz legal in der alten Schalterhalle wiedereröffnet. Die Geburtsstunde des Restaurants Cookies Cream.

Der Erfolg war atemberaubend. Auch deshalb, weil man hier vom Abendessen nahtlos zum Feiern hinüberwechseln konnte. Das kam an. Doch schon nach einem guten Jahr begannen auch an diesem Ort Sanierungsarbeiten und das Cookies musste erneut den Bauarbeitern weichen.

Dennoch hatte Gindullis mit diesem Konzept etwas ganz Neues geschaffen oder wie er später feststellte, etwas Altes wiederbelebt. Denn wie bereits im Berlin der 20er Jahre hatte er Feiern und Essen gehen mit einander vereint. Für eine Fortführung fand sich allerdings zunächst keine neue Location. Cookie kümmerte sich um seine weiteren Projekte: Greenwich Bar, Café Bravo und Caterings. Letztere macht er übrigens bis heute. International. Zuletzt beispielsweise für eine Veranstaltung von Netflix in Paris.

Im Hinterhof des Hotels Westin Grand fand man dann nach zwei Jahren endlich einen neuen, wie gewohnt versteckt gelegenen Ort, sowohl für das Cookies als auch für das Restaurant Cookies Cream, in dem Chefkoch Stephan Hentschel bis heute für eine immer feinere vegetarische Küche steht. Den Club hat Cookie vor zwei Jahren geschlossen. "Ich habe immer nur gemacht, was mir Spaß macht. Irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr auf das Nachtleben.", gesteht er.

Und so hat er vor anderthalb Jahren in den ehemaligen Clubräumen das Restaurant Crackers eröffnet und feilt nun bereits am nächsten gastronomischen Konzept. Details gibt er allerdings noch keine für mich, dafür aber die zehn Orte, an denen er sich in Berlin besonders wohl fühlt...

Noch ein Tipp. Zu den Details der einzelnen Orte gelangen Sie über das Anklicken der orange markierten Namen!

3 Minute sur Mer. Das Restaurant auf der Torstraße sei sein Lieblingsort zum Frühstücken. Dabei ist die Karte gar nicht mal so spektakulär, meint er, aber das, was serviert wird, hat einfach eine fantastische Qualität und hat ganz und gar nichts mit den langweiligen Aufschnittplatten zu tun, die man vielerorts angeboten bekommt. Sein persönlicher Favorit: die "Eggs Benedict" ohne Speck. Auch den gelungenen Mix aus 70er Jahre Design und originalen Kunstwerken an den Wänden mag er sehr.

Hotel de Rome Spa. Nicht weit von seinem Büro entfernt, sei der Spa des Hotel de Rome der perfekte Ort zum Runterkommen. Super ruhig sei es dort und jeder Aufenthalt allein schon deshalb erholsam. Welche Anwendungen er sich angedeihen lässt, habe ich leider versäumt zu fragen. Wir tippen auf die "Surrender Massage".

Cookies Cream. Es mag erstaunlich klingen, aber er esse noch immer leidenschaftlich gerne in seinen beiden eigenen Restaurants. Er selbst sei seit seinem achten Lebensjahr Vegetarier und das Angebot einer vegetarischen Küche fernab von Risotto und Pasta, immer eine Herzensangelegenheit gewesen. Dabei habe die heutige Küche nichts mehr mit den Anfängen zu tun. Es sei spektakulär, was Chefkoch Stephan Hentschel dort heute serviere.

Crackers. In den ehemaligen Räumen des Clubs sei die Atmosphäre ganz anders als im Cookies Cream. Man verliere dort völlig das Zeitgefühl, weil es keine Fenster gibt. Turbulent gehe es in dem hohen ehemaligen Kinosaal zu. Im Gegensatz zum Cookies Cream wird im Crackers dabei auch Fleisch serviert. Allerdings ausschließlich von freilebenden Tieren, aus dem Umland, wobei von Chefkoch Johannes Wagner ganz grundsätzlich nur die besten Zutaten verarbeitet würden.

Holocaust Mahnmal. Ein imposanter Ort, vor allem bei Nacht, sei das "Denkmal für die ermordeten Juden Europas". Die tiefen Schluchten seien bei Dunkelheit ganz besonders bedrückend und angsterregend. Lediglich die Nähe der Stadt mildere dieses Gefühl etwas ab.

Berliner Fernsehturm. Der Besuch des Cafés im Fernsehturm sei für ihn jedes Mal wie eine Zeitreise. Allerdings liege sein letzter Besuch schon über drei Jahre zurück und er wisse nicht sicher, ob das Interieur noch immer so authentisch wie in der DDR sei. Auch Kaffee und Kuchen schienen geschmacklich immer noch aus dieser Zeit zu stammen, aber der Ausblick sei eben atemberaubend.

Auguststraße. Bis heute gehe er gerne hierher. Dort wo in den 90ern alles begann. Seine erste Wohnung. Die erste Bar. Der erste Club. "Ein toller Ort zum Spazieren gehen.", schwärmt er. Er möge die vielen Galerien und Cafés, vor allem auch die Ausstellungen mit Moderner Kunst in der KW.

Komische Oper. Nicht nur weil seine Büros sich im Haus der Komischen Oper befinden, sei er ein großer Fan der Bühne. Die Inszenierung der Zauberflöte, mit der das Haus vor zwei Jahren zum weltweiten Opernhaus des Jahres wurde, sei so fantastisch, dass man sie immer und immer wieder anschauen möchte. Die Videoeffekte, die als Bühnenbild eingespielt werden, wirkten wie modern interpretierte Sequenzen aus dem Film Metropolis. Seit bald vier Jahren stehe die Oper regelmäßig auf dem Spielplan.

Walking the Cat. Das Kindergeschäft in der Mulackstraße sei seine bevorzugte Anlaufstelle, wenn seine Kinder etwas Neues zum anziehen brauchen. Die Inhaberinnen würden immer wieder nette, besondere Labels zusammentragen und präsentierten sie in einem coolen Ambiente. Seinen Kinder gefällt’s auch.

Spielplatz Weinbergsweg. Hier an der Ecke Fehrbelliner Straße in Mitte verbringt Cookie gerne und viel Zeit mit dem Nachwuchs. Tatsächlich nicht nur, weil der dort spielen kann, sondern auch deshalb, weil er dort all die DJs und ehemaligen Stammgäste aus Clubzeiten wiedersieht. "Die ganze Szene aus den 90ern trifft man dort.", lacht er.

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