Dienstag bis Samstag
11.30-15 Uhr + 17-0 Uhr
Yafo
Ritterstraße 12
10969 Berlin-Kreuzberg
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Als die Nachricht die Runde machte, das legendäre Yafo würde schließen, ging wohl ein leises Schluchzen durch die Stadt – kaum ein Berliner Ort war derart mit der Küche der israelischen Diaspora und dem Lifestyle in Tel Aviv verknüpft, wie das kleine und quirlige Restaurant in Mitte. Gefühlt konnte hier alles passieren – eben wie in einer Nacht im namensgebenden Tel Aviver Stadtteil Yafo.
So etwas hatte Shani vermisst als sie 2014 nach Berlin kam, in dieser Stadt, die so vieles hat, nur das eben nicht: „Ich habe es vermisst, an der Bar zu sitzen, von tollem Service umgeben zu sein, dazu ein schönes Glas Wein und etwas Finger Food, in nettem Ambiente. In Berlin konnte man entweder in eine Bar gehen, aber dort rauchten alle, oder in ein Restaurant, aber der Service war unfreundlich, oder aber in einen Club. Aber damit legt man sich so fest. Ich wollte einfach nur irgendwo hingehen können und dort eine gute Zeit haben. So begann die Yafo-Idee – und es war toll!“
Das alte Yafo in Mitte war ein Ort, an dem man entspannt etwas essen konnte – gern mit den Händen – wo man einfach auf ein Glas Wein hingehen konnte und dann mal sah, was der Abend noch so brachte – einfach ein leckeres Essen, oder vielleicht lustige Stunden bis in den Morgen. Hier war alles denkbar – und das liebten die Hauptstädter. Bloß die Nachbar*innen, die liebten das weniger.
Nun aber, ein Hotel-Pop-Up, ein Ausflug ins Casual Fine Dining in Form des viel beachteten Shishi, eine Pandemie und eine Schwangerschaft der Inhaberin später, ist das Yafo zurück. Schweren Herzens entschloss Shani sich, in den alten Räumen des Shishi das neue Yafo zu eröffnen – und jenes zeigt sich quirlig und lebendig wie eh und je in Kreuzberg.
Und wie sollte es anders sein: Die Menschen lieben es noch immer. Etwas anders ist es hier zwar als in Mitte. Erwachsener vielleicht, ein paar Gerichte aus dem Shishi sind geblieben. Die Liebe aber für das Essen, die israelische Küche und vor allem für den Gast ist geblieben – und natürlich auch noch immer ein bisschen für die Geselligkeit, das feierliche Beisammensein.
Das Gastgeben sei einfach ihr Ding, erzähl Shani: „Du musst wissen, was dir wichtig ist, und was nicht. Und für mich sind das immer die Menschen: meine Mitarbeiter und natürlich die Gäste. Ich möchte nicht, dass sie wählen müssen. Alles muss toll sein: Das Licht, die Musik, das Personal und das Essen natürlich.“
Essen, das begreift ist als das Feiern des Lebens, Leidenschaft und Liebe. „Es muss sexy sein und auch gut aussehen. Es muss dich irgendwie berühren – Essen in Israel, das ist viel Zaatar, viel Chili, viel Zitrone, sehr rough, fast unverschämt, immer ein Statement!" Das Essen, aber auch dieses unnachahmliche Ambiente, das Shani hier schafft, machen das neue Yafo in Kreuzberg noch immer zu einem perfekten Ort für einen langen, feuchtfröhlichen Abend mit Freund*innen, aber auch für ein entspanntes Date, um die Bereitschaft zum Essenteilen auszuloten.
Denn, dass das Essen im Yafo vom ganzen Tisch geteilt wird: Ehrensache! Und so laben wir uns an all den Köstlichkeiten, die die israelische Küche eben so zu bieten hat: Labneh mit Zaatar (5 €), hausgemachte Pickles und Oliven (5 €), über dem Feuer gegrillte Aubergine mit Granatapfelkernen und Chimichurri (12 €) und natürlich wunderbar cremiger Hummus mit Blumenkohl, Matbucha und Schug (14 €).
Der Artichokensalat Shik Shak Choke (12 €), angemacht mit Tapenade und eingelegter Zitrone, überzeugt uns ebenso, wie das rustikale mit Sumach gewürzte Hähnchen (18 €), das – wahrlich rustikal – einfach auf einem Holzbrettchen mit einem scharfen Messer in der Mitte serviert wird.
Star des Abends aber sind für uns wider Erwarten die Falafel. „Ich kann nicht glauben, dass wir wirklich Falafel auf die Karte gesetzt haben – das klingt einfach zu sehr nach Klischee“, lacht Shani, „aber wenn schon, dann machen wir die beste der Stadt!“ Und so ist es: Außen super knusprig erweisen sich die Kichererbsenbällchen fluffig und kein bisschen trocken im Innern, dazu gibt es säuerliche Mangosauce, die uns ebenso entzückt – so also kann Falafel schmecken.
Auch unsere Drinks können sich wahrlich sehen bzw. schmecken lassen: eine alkoholfreie Variation des Spicy Margherita, mit starken Gurkenaromen und etwas pikant spielt ganz oben in der Mocktail-Liga und schmeckt ebenso gut, wie der Whiskey-Cocktail oder der Hauswein.
Gen Ende des Abends wölben sich unsere Bäuche kugelrund, und dennoch müssen wir auch die Desserts kosten und bereuen das später nur kurz, denn die köstliche Mousse au Chocolat mit Olivenöl und Pinienkernkaramel sowie der Coconut Malabi, ein Milchpudding mit Blutorange und Orangnblüten (je 9 €) überzeugen uns erneut von der guten Küche. Wir verabschieden uns heute zwar etwas früher, doch da liegt schon etwas in der Luft an diesem Abend. Auch in Kreuzberg kann die Nacht eben jederzeit etwas länger werden.