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Ist Liebe Arbeit? Auf der Suche nach einer Antwort

Montag, 17. März 2025

Über die Autorin

Zoë Schlär ist seit fast 20 Jahren Mediatorin und versteht sich als Übersetzerin in Konfliktsituationen – sowohl im Beruflichen als auch im Privaten. Zudem ist sie Ausbilderin für Mediation, Trainerin und Systemischer Businesscoach. Für Creme Guides schreibt sie über festgefahrene Situationen, neue Begegnungsräume und das gegenseitige Verstehen, um nachhaltige Veränderung zu erreichen.

Kürzlich saß ich mit meinem Partner am Frühstückstisch, die Kaffeetassen dampften, die Zeitung lag zwischen uns, und wieder einmal diskutierten wir eine unserer Lieblingsfragen: Ist unsere Beziehung Arbeit? Oder, weiter gefasst: Ist Liebe Arbeit?

Um das zu beantworten, muss man zunächst klären, was Arbeit eigentlich ist. Ist es bloß das, wofür wir Gehalt bekommen? Oder umfasst Arbeit jede Form von Anstrengung, Mühe und Energie, die wir in eine Sache stecken? Im klassischen Sinne ist Arbeit eine zielgerichtete Tätigkeit, oft mit dem Zweck, ein konkretes Ergebnis zu erzielen. Aber ist das nicht auch eine Beziehung? Veränderung, Anpassung, immer wieder Kommunikation – all das braucht es, damit keine Stagnation eintritt. Insofern könnte man sagen: Ja, Liebe ist Arbeit. Und doch sträubt sich etwas in mir gegen diese Bezeichnung.

Auf einer Party am Wochenende traf ich ein Paar, das seit über 30 Jahren zusammen ist. Ohne zu zögern sagten beide: „Beziehung ist Arbeit.“ Sie erklärten, dass ihre Liebe so lange gehalten hat, weil sie immer bereit waren, an ihrer Partnerschaft zu arbeiten – Kompromisse zu finden, schwierige Phasen gemeinsam zu durchstehen, miteinander zu reden, einander zuzuhören, ohne sofort eine Antwort oder gar eine Lösung zu präsentieren. Nicht immer einfach, aber lohnend.

Eine andere Perspektive brachte die Gastgeberin der Party ein. Sie ist inzwischen zum dritten Mal verheiratet, lebt in einer Patchworksituation mit vier Kindern. Sie ist überzeugt davon, dass eine Beziehung nur funktioniert, wenn eine tiefe, fast biochemische Verbindung besteht. „Wenn die nicht da ist“, sagte sie, „kannst du arbeiten, so viel du willst, es wird nichts bringen.“ Eine interessante Sichtweise. Denn Arbeit allein kann eine Beziehung wohl kaum retten, wenn die grundlegende Verbindung fehlt.

Und doch bleibt die Frage: Ist „Arbeit“ wirklich das richtige Wort? Ich persönlich empfinde Arbeit als etwas Positives – eine Quelle von Entwicklung, Wachstum, oft sogar Freude. Aber Liebe und Arbeit? Das klingt für mich nach Mühsal, nach Pflicht. Nach etwas, das eher bewältigt als gelebt wird.

Vielleicht geht es gar nicht um den Begriff, sondern darum, was wir tun: Miteinander sprechen, einander wirklich zuhören, nicht vorschnell Ratschläge geben, sondern gemeinsam einen Weg suchen. Vielleicht ist das keine „Arbeit“ im klassischen Sinne, sondern eher ein bewusster Prozess – ein fortwährendes Gestalten. Manche Paare holen sich dafür auch Unterstützung, sei es durch Freunde, Bücher oder professionelle Paarberatung, um neue Impulse zu erhalten und festgefahrene Muster zu durchbrechen.

Und doch lässt mich die Frage nicht los: Ist Liebe Arbeit? Oder ist sie etwas anderes, das manchmal nach Einsatz verlangt, aber sich nicht mit Mühe und Disziplin beschreiben lässt? Ich werde weiter darüber nachdenken. Wie sehen Sie das?

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