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Angriff oder Selbstreflexion? Alternative Wege im Umgang mit Vorwürfen

Dienstag, 21. Januar 2025
Advertorial

Über die Autorin

Zoë Schlär ist seit fast 20 Jahren Mediatorin und versteht sich als Übersetzerin in Konfliktsituationen – sowohl im Beruflichen als auch im Privaten. Zudem ist sie Ausbilderin für Mediation, Trainerin und Systemischer Businesscoach. Für Creme Guides schreibt sie über festgefahrene Situationen, neue Begegnungsräume und das gegenseitige Verstehen, um nachhaltige Veränderung zu erreichen.

Vorwürfe sind eine Alltagserscheinung. Ob im Beruf, in der Partnerschaft oder im Freundeskreis – sie kommen oft unerwartet, treffen uns an empfindlichen Stellen und verlangen nach einer Reaktion. Aber wie reagieren wir? Die meisten von uns folgen einem der beiden altbekannten Pfade: der Aggression oder der Selbstabwertung. Doch es gibt eine dritte und sogar eine vierte Option, die uns langfristig weiterbringen können.

Aber beginnen wir am Anfang: Was tun die meisten? Die Flucht nach vorn – Angriff als Verteidigung. Die erste und vielleicht instinktivste Reaktion auf einen Vorwurf ist der Gegenschlag. „Wie kannst du so etwas behaupten? Du bist doch selbst kein Stück besser!“ Dieser Ansatz, die Schuld beim Gegenüber zu suchen, gibt uns das Gefühl, die Kontrolle zu behalten. Doch wie effektiv ist das? In der Regel eskaliert die Situation. Die Energie, die wir aufbringen, um uns zu verteidigen, wird oft in einen Kreislauf aus Vorwurf und Gegenvorwurf investiert, der kaum zu lösen ist.

Oder der Rückzug ins eigene Schneckenhaus: Das Gegenteil des Angriffs ist die Selbstabwertung. Wir suchen die Schuld bei uns selbst, machen uns klein und geben dem Vorwurf ungefiltert Raum: „Vielleicht hat sie ja recht. Ich bin wirklich nicht gut genug.“ Diese Haltung mag kurzfristig Frieden schaffen, doch auf lange Sicht hinterlässt sie tiefe Spuren in unserem Selbstwert. Anstatt Konflikte zu klären, nehmen wir die gesamte Last allein auf unsere Schultern und bleiben mit einem unguten Gefühl zurück.

Doch was wäre, wenn wir eine andere Perspektive einnehmen? Empathie für den anderen: Was steckt denn dahinter? Anstatt den Vorwurf als Angriff zu werten, könnten wir ihn als Ausdruck eines unerfüllten Bedürfnisses betrachten. Jemand, der uns kritisiert, hat womöglich einen Wunsch oder ein Anliegen, das nicht gehört wurde.

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Ein Beispiel: Wenn Ihr Kollege sagt: „Du bist immer so unorganisiert,“ könnten Sie fragen: „Was genau stört dich daran? Was wäre dir wichtig?“ Dieser Ansatz öffnet Raum für Gespräche und lässt Konflikte oft auflösen, bevor sie verhärten. Indem wir die Bedürfnisse des Gegenübers in den Fokus rücken, schaffen wir eine Grundlage für gegenseitiges Verständnis.

Und was ist mit der Selbstempathie? Wie geht es mir damit? Denn genau so wichtig wie das Verstehen des anderen ist die Frage nach Empathie mit mir selbst. Fragen Sie sich: Wie geht es mir mit diesem Vorwurf? Was löst er in mir aus? Ist etwas daran wahr, und wenn ja, wie möchte ich damit umgehen?

Diese innere Reflexion ist keine Einladung zur Selbstkritik, sondern ein Akt der Selbstfürsorge. Sie erlaubt uns, das Erlebte einzuordnen und bewusst zu entscheiden, wie wir reagieren wollen. Vielleicht merken wir, dass der Vorwurf uns unfair behandelt. Vielleicht erkennen wir aber auch, dass er einen Punkt anspricht, an dem wir wachsen können.

Die Kombination macht den Unterschied! Empathie für den anderen und für sich selbst – das Zusammenspiel dieser beiden Ansätze ist der Schlüssel zu einem konstruktiven Umgang mit Vorwürfen. Wir bleiben handlungsfähig, weil wir nicht in den Reflexen von Angriff oder Selbstabwertung gefangen sind. Stattdessen schaffen wir Raum für Lösungen und ein tieferes Verständnis füreinander.

Das nächste Mal, wenn Sie mit einem Vorwurf konfrontiert werden, versuchen Sie es doch einmal anders. Hören Sie zu, stellen Sie Fragen, und schenken Sie sich selbst dieselbe Aufmerksamkeit wie Ihrem Gegenüber. Vielleicht entdecken Sie, dass Vorwürfe keine Sackgassen sein müssen, sondern Einladungen zu mehr Klarheit und Verbindung.

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