Montag 12-18 Uhr
Dienstag bis Freitag 10.30-18 Uhr
Samstag 12.30-18 Uhr
Jadetee & Keramik
Berggasse 14
1090 Wien-9. Bezirk
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Der Lärm der Großstadt und der schneidende Wiener Winterwind sind vergessen. Die Hektik schwindet. Hier drinnen ist es wohlig warm. Das Licht ist golden, die Begrüßung herzlich und im Hintergrund läuft leise Jazzmusik. Plötzlich, so scheint es, hat man alle Zeit der Welt. Wer Corina Hsieh in ihrem Tee- und Keramikgeschäft Jadetee & Keramik besucht, darf der Welt für eine Weile entfliehen.
Corina stammt aus Taiwan, wo das Teetrinken Tradition und fixer Bestandteil des Alltags ist. Die Idee, ein Teehaus zu eröffnen, kam ihr schon vor vielen Jahren. Damals, als sie nach Wien zog, wo sie in den Kaffeehäusern Kannen mit Teebeuteln serviert bekam. Kaum Aroma, kaum Vielfalt und noch dazu meist schon fertig aufgegossen. „Da weiß man ja gar nicht, wie lange er schon gezogen hat!“
Wer bei Corina im Jadetee & Keramik Tee bestellt, bekommt ein Tablett mit Kännchen, einer kleinen Schale (kaum größer als ein Eierbecher), Thermosflasche und – ganz wichtig – Timer. Zubereitet wird der Tee nach der traditionellen Gong Fu Cha Methode. Gong Fu bedeutet „Verinnerlichung der Meisterschaft durch Achtsamkeit und Erfahrung“. Viele Male wird der Tee aufgegossen. Es ist eine Zeremonie, die kommunikativ und verbindend oder fast meditativ sei, wie Corina sagt. Je nachdem, ob der Tee in der Gruppe oder allein genossen wird.
Nach vielen Jahren in der Computerindustrie hat sie sich 2020 endlich ihren Traum vom Teehaus erfüllt. Corina will die Kultur ihres Heimatlandes, das Teetrinken, in ihrer Wahlheimat bekannter machen und gleichzeitig eine Brücke schlagen.
Daher kommt ein Großteil der Keramik, die sie in ihrem Geschäft verkauft, aus österreichischen Werkstätten: Kunstvoll gefertigte Kannen und Schälchen stehen in den Regalen, von Hand geformt und manche so dünn, dass das Licht hindurchschimmert. Auch die (wechselnde) Kunst an den Wänden stammt von österreichischen Künstler*innen.
Die Tees hingegen bezieht sie aus ihrer Heimat Taiwan, sowie aus China, Japan und Indien. Es gibt die Klassiker, grünen und schwarzen Tee. Außerdem: Weißen Tee, Matcha, Oolong und Pu-Erh (auch Roter Tee genannt, da er durch eine nachträgliche Fermentation eine rötliche Farbe erhält).
Zu Corinas Favoriten zählt taiwanesischer Oolong. Er ist halboxidiert – liegt also zwischen Grünem Tee, der gar nicht oxidiert ist (Grund für das grasige Aroma, meint Corina) und Schwarzem Tee, der vollständig fermentiert wird.
Während sie die Kanne aufgießt und den Timer setzt, erklärt sie den aufwendigen Herstellungsprozess: Wie er von Hand gepflückt, zum Welken ausgelegt, geschüttelt, gequetscht, erhitzt, getrocknet und geröstet wird. Am Ende steht ein kleines Kügelchen, dass sich im heißen Wasser zu langen Blättern entfaltet, nach Bergwiesen, Nebel und Sonne duftet und im Mund eine buttrige Süße hinterlässt.
Dazu reicht Corina mit Azuki-Paste gefüllte Bällchen. Ein anderer Tee schmeckt würzig, fruchtig und blumig. Ein Genuss! Und der ideale Begleiter zu dem Shortbread, das Corina (wie auch Scones und Kuchen) selber bäckt und auf einem kleinen Teller serviert.
Wer sich intensiver mit den verschiedenen Sorten und Anbauregionen auseinandersetzen will, kann bei Jadetee & Keramik an Teeverkostungen und -seminaren teilnehmen. Auch Tee- und Food-Pairings gab es – in Kooperation mit dem nahe gelegenen Restaurant Belly of the Beast – bereits.
Mit Tee sei es wie mit Wein, meint Corina. Es sei eine Pflanze, die eine unglaubliche Vielfalt hervorbringe, wobei jede*r Produzent*in einen individuellen geschmacklichen Stempel hinterlasse.
Wer nun neugierig geworden ist oder einfach Lust auf eine kleine Auszeit hat, dem sei ein Besuch bei Jadetee & Keramik wärmstens ans Herz gelegt. Es ist bereits dunkel, als ich den Laden verlassen – gewärmt und tiefenentspannt, sodass mir selbst der fiese Winterwind nichts mehr ausmacht.