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Museum für Hamburgische Geschichte Graffiti 1980 – 1999

Mittwoch, 11. Januar 2023
Advertorial

Öffnungszeiten

02. November bis 31. Juli 2023
Montag, Mittwoch und Freitag 10 - 17 Uhr
Donnerstag 10 - 21 Uhr
(freier Eintritt ab 17 Uhr / kostenlose Kuratorenführungen von 18 bis 19 Uhr)
Samstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr

Adresse

Museum für Hamburgische Geschichte
Holstenwall 24
20355 Hamburg-Innenstadt
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Graffiti. Eine Kunstform, die aus dem Nichts entstanden ist und häufig dorthin – gemeinsam mit den abgerissenen, modernisierten oder schlicht frisch gestrichenen Wänden – wieder entschwindet. Eine schnelle, direkte Form der Mitteilung. Eine, an der man sich insbesondere als Nutzer*in von S-, U- und Deutscher Bahn erfreuen kann.

Graffiti. Es zählt das Handwerk, die Originalität und der Style. Künstler wie Loomit, Daim oder Darko sind heutzutage schon längst im Mainstream angekommen. Neben den prominenten Vertreter*innen der Graffiti-Szene gab und gibt es unzählige Sprayen*innen, die seit den frühen 80er Jahren Hamburger Flächen veredelt haben.

In diesen Jahren tauchen die ersten bunten Pieces im Stadtbild auf. Inspiriert von Filmen wie „Wild Style“ (der übrigens die gesamte frühe und gerade einsetzende HipHop-Kultur inspirierte) ziehen Jugendliche nachts los und sprühen Schriftzüge an Mauern und Wände. Die dafür notwendigen Tricks und Kenntnisse eignen sie sich selbst an.

Es formt sich eine Graffiti-Szene in der Stadt. Als Teil der Hip-Hop-Kultur, zu der auch MCing, DJing und Breaking gehören, wächst sie über die Jahre weiter.  Was zunächst Hobby Einzelner ist, wird zu einer Subkultur mit eigenen Codes und Regeln.

Ende der 1980er-Jahre wird die Öffentlichkeit auf Graffiti aufmerksam: Medien berichten über Sprüher*innen und S-Bahn-Surfer*innen, Jugendhäuser bieten Flächen zum Sprühen an, erste Museen und Galerien präsentieren die Sprühkunst einem größeren Publikum.

Die Kulturbehörde Hamburg lässt das Phänomen Graffiti wissenschaftlich untersuchen. Die Subkultur tritt aus der Nische. Heute, rund 40 Jahre nachdem die ersten Pieces in Hamburg aufgetaucht sind, widmet sich die Ausstellung der Frage, wie Graffiti hier heimisch wurde.

Indem die Ausstellung das Heranwachsen der Subkultur in ihren zeitgeschichtlichen Kontext einbettet und wichtige Meilensteine von Graffiti in Hamburg aufzeigt, erzählt sie ein bislang kaum beleuchtetes Kapitel der Hamburger Stadtgeschichte

Für die Ausstellung wurden fast 500 Exponate, darunter Fotos, Texte, Skizzenbücher, Sprühdosen, Zeitungen, Magazine, Schallplatten und Accessoires von den Kuratoren Oliver Nebel, Frank Petering, Mirko Reisser und Andreas Timm zusammengetragen.

Bei der Recherche konnten die vier an ihr Gemeinschaftswerk anknüpfen: Sie sind die Herausgeber des 2021 erschienenen und 2022 zu Hamburgs Buch des Jahres gekürten Bands „Eine Stadt Wird Bunt“, von dem die Ausstellung ihren Titel übernommen hat.

Wie das Buch, so schlägt auch die Ausstellung den historischen Bogen von der Errichtung einer neuen Stadt-Topografie nach dem Zweiten Weltkrieg über die Punk-und Protestkultur der 1980er Jahre bis zur Entstehung einer wachsenden Graffitiszene.

Detailreich zeichnet die Ausstellung nach, wie die US-amerikanische Hip-Hop-Kultur in Hamburg heimisch wurde. Zahlreiche, teils großformatige Fotografien zeigen, wie Hamburgs Graffiti-Pionier*innen die Wände der Stadt eroberten.

Die Ausstellung zeigt Filmplakate, Konzertkarten sowie Artikel aus Zeitschriften wie „Stern“ oder „Bravo“ und andere Schriftstücke. Die wichtige Rolle von Medien, die Bedeutung der Musik- und Breakdance-Szene und die Relevanz von Jugendhäusern und des Kulturbetriebs für die Entwicklung der gesamten Subkultur wird illustriert.

Ob Flyer, Audiokassette oder Schallplatte: Manche Exponate sehen auf den ersten Blick aus wie profane Alltagsgegenstände aus einer längst vergangenen Zeit. Im Kontext der Geschichte, die die Ausstellung erzählt, wird aber schnell deutlich, dass quasi jeder Schnipsel, der mit Hip-Hop und Graffiti zu tun hatte, seinerzeit wie ein Schatz gehütet wurde.

Im Zeitalter vor dem Internet waren Informationen über die Subkultur Mangelware. Mit Arbeitsmitteln der Graffiti-Writer*innen wie Sprühdosen, Markern, Vierkantschlüsseln oder Bolzenschneider aber auch über szenetypische Accessoires wie Namebelts, Sneakers oder Baseballjacken mit aufwendig gestalteten „Backpieces“ sowie mit legendären Schallplatten gibt die Ausstellung einen tiefen Einblick in die Anfänge der Hip-Hop-Kultur in Hamburg. So nimmt sie neben dem Graffiti-Writing auch das MCing, das DJing und das Breaking in den Blick. 

Zu den Highlights der Ausstellung gehören die historischen S-Bahn-Sitze, auf denen die Besucher*innen Platz nehmen können – wie ein Graffiti-Writer in den 1980er Jahren. Über dem Eingang in die Musik-Sektion der Ausstellung steht in großen Lettern „Powerhouse“ – bei dieser Installation handelt es sich um den Originalschriftzug, der einst den Eingang eines legendären Hip-Hop-Clubs auf St. Pauli schmückte.

Passend zum Jahr 2023 gehört zur Ausstellung auch die „Eine Stadt Wird Bunt“-Multimedia-Smartphone-App mit der die Stadt auf den Spuren der Subkultur erkundet werden kann. Das interaktive Tool führt an Hamburger Orte, die einst für die Szene relevant waren – wie die Jungfernstieg-Corner, der Sprüher-Treffpunkt Königsstraße oder das Gymnasium Altona, dessen Turnhallenwand einst eine berühmte Graffiti-Galerie war.

Mithilfe einer Augmented-Reality-Anwendung können die Userinnen und User an historischen Schauplätzen einen Blick in die Vergangenheit des jeweiligen Ortes werfen – und den Rundgang über das Museum hinaus in jenen Raum verlängern, in dem Graffiti zu Hause ist: die Stadt.

App unter: https://shmh.de/de/eswb oder https://einestadtwirdbunt.de/

Diese Ausstellung ist Zeitreise, Unterricht in den Fächern Soziologie, Geschichte, Stadtplanung, Musik, Mode, Politik und Kunst, hat Street Credibility und leuchtet sprühlackbunt. Einfach begehenswert.

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