Montag bis Freitag 9-18 Uhr
The Cord
EUREF-Campus 23-24
10829 Berlin-Schöneberg
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Ein vegetarisches Erbsen-Tortellini mit Kräuterseitling, Bioeigelb, Urmöhre und Pilzsud sowie ein veganer gegrillter Spitzkohl mit einem unvergleichlichen Sellerietee – das ist sommerliches Umami-Soulfood, wie man sie sich in einem Steakhaus wünscht. Gemüse-Seeligkeit in einem Steakhaus? Da stimmt doch etwas nicht. Dass der kulinarische Zeitgeist aber genauso tickt und damit ein neues Food-Verständnis einläutet, beweist The Cord: ein sehr relaxter Edel-Grill auf dem Schöneberger EUREF-Gelände.
Der Name ist gut gewählt. Ende der 1930er-Jahre war der elegante Cord 810/ 812 die erste Limousine mit einer aerodynamisch geformten Karosserie und einem Flugzeugmotor und damit ein Vorreiter in Sachen Mobilität. Durchaus passend also für ein Restaurant im Art-deco-Dekor auf dem EUREF-Campus, wo sich zahlreiche Unternehmen der Mobilität und der Nachhaltigkeit verschrieben haben.
Ein glänzender originaler Cord steht im Entrée, Vergrößerungen der Bauskizzen von 1937 zieren die Wand über der offenen Küche. Gut sieben Meter hoch ist der Gastraum, die Fenster reichen vom Boden bis zur Decke. Entsprechend lichtdurchflutet sitzt es sich im Steakhaus 3.0. Das Pendant bei gutem Wetter ist Al Fresco Dining auf der schönen Terrasse mit Blick auf den denkmalgeschützten Gasometer.
Cremant oder Champagner als Aperitif? Am besten verlässt man sich hierbei auf Olaf Rode, den versierten und sympathischen Sommelier, und Gastgeber den man aus dem Sternerestaurant Hugos oder dem leider geschlossenen Szenerestaurant Alpenstück kennen könnte. Überhaupt sollte man sich bei der Weinbegleitung ganz auf Rode verlassen. Ein Weißburgunder 2019 von Dreißigacker mit feinem Säurespiel oder ein 2015er Pauiliac von Lions de Batailley mit schöner Kirschnote, das sind Rebsäfte, die unterstreichen, kontrastieren, harmonisieren.
Sagt man über eine Speisekarte, es findet sich für jeden etwas, ist das gemeinhin kein Gütesiegel. Im The Cord aber ist es wie ein Füllhorn, dessen Inhalt ein gleichmäßiges Niveau hat. Das ist, dank Küchendirektor und Ex-Sternekoch Thomas Kammeier, der auch für die unkomplizierten Lunch-Restaurants auf dem EUREF-Campus verantwortlich zeichnet, und des jungen Küchenchefs Florian Peters sehr hoch. Sowohl handwerklich als auch von den Produkten her.
Fine Dining in Casual Dining-Manier also und zudem in Bilderbuch-Optik. Das stellen sowohl der Mittelmeer-Pulpo mit Artischocke wie auch die Fjordforelle mit zehn Jahre altem Kamebishi-Soja- und spanischem Escabeche-Sößchen klar. Eine klare Haltung hat Florian Peters auch zum Würzen. Das ist Chefsache, er geht beherzt ans Werk.
Die Kernfrage bei den Hauptgängen ist: Abermals Fisch oder Fleisch wie auch vegetarisch oder vegan? Oder von allem etwas. Im The Cord wird der Familystyle gepflegt. Mit Freunden oder Familie kommen und verschiedene Gerichte zum Teilen bestellen. Dann lässt sich etwa entdecken, butterzart 24 Stunden niedriggegarte und anschließend im heißen Beefer karamellisierte Wagyu Navel-Shortrips aus Nebraska und wie saftig Sea-Tiger Reisengarnelen vom Lavastein-Grill sein können.
Dem Sharing-Konzept folgen auch die Beilagen. Gönnt man sich ein Potpourri aus Sauce Béarnaise, Safran-Knoblauch-Mayo, Pfifferlingen, wildem Brokkoli, scharfem Chimichurri und knusprigen Fritten, merkt man, dass Freestyle-Kombis wunderbar allen Hauptakteuren passen.
Mit einer der Nachspeisen nimmt Küchenchef Peters seine Gäste mit in seine Kindheit. Sein Bruder und er hatten, und haben immer noch, ein Faible für Bananeneis. Das ist eigentlich so gar nichts für die gehobene Gastronomie. Mit seiner Begegnung aus der tropischen Frucht, dunkler Valrhona-Manjari-Tarte und weißer Schokolade, crunchigen Erdnüssen sowie, ziemlich unerwartet, Petersilie als Crème und frittiert, macht er seinen Favoriten aus Kindertagen zu einem erwachsenen, süß-salzigen Dessert fürs Fine Dining-Steakhouse.