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„Slow Motion“ in der Galerie im Turm Eine Geschichte vom alt werden

Freitag, 07. Januar 2022
Advertorial

Öffnungszeiten

Täglich 10-20 Uhr

Adresse

Galerie am Turm
Frankfurter Tor 1
10243 Berlin Berlin
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Das neue Jahr ist da, viel besser soll es werden als das Alte, keine Frage. Wobei wir dazu neigen, gerne die negativen Aspekte, die mitschwingen auszublenden, als wäre es möglich nur im Positiven zu existieren.

Die Numerologie ist gut geeignet ein realistischeres und ganzheitlicheres Wahrnehmen zu vermitteln. Denn jedes Jahr baut auf dem vorherigen auf. Während wir 2020 ein Universelles Jahr mit der Nummer vier hatten, (2+0+2+0= 4), in dem es um Neubewertung- und Strukturierung unserer Grundlagen ging, war 2021 mit der Nummer 5 ein universelles Jahr in dem wir flexibel und anpassungsfähig bleiben mussten, während wir neu definierten, was Freiheit eigentlich für uns bedeutet. Im Jahr 2022 und der Nummer 6 geht es unter anderen um Verantwortung und tiefe Heilung. In der Numerologie steht 6 für Beziehungen und Liebe im persönlichen Bereich. Im Kollektiv steht die 6 im positiven Aspekt für die Stärkung von Beziehungen und das Heilen tiefer Wunden. Aber natürlich gibt es auch einen negativen Aspekt dieser Zahl. Dieser kann Scham, schwierige Emotionen und Druck mit sich bringen Verantwortung zu übernehmen, von der wir nicht wussten (oder verdrängt haben), dass wir sie haben.

Ausstellungsansichten, Slow Motion, Lola Arias I photo credit_ Galerie im Turm (1)
Filmstill, The Old, Lola Arias I photo credit_ Galerie im Turm
Filmstill, The Old, Lola Arias I photo credit_ Galerie im Turm  (1)
Film still, Ich bin noch nicht tot, Lola Arias I Photos by Kerstin Schomburg

Was hat das alles mit uns oder Kunst zu tun? Im dritten Jahr der Pandemie sind wir nicht nur in der Lage unseren persönlichen Prozess der letzten Jahre, sondern auch den des Kollektivs, der Gesellschaft, in der wir leben mit mehr Übersicht zu reflektieren. Ein Vorgang der erhellend, hilfreich und wichtig sein kann, wenn es darum geht das eigene Erleben mit den oben erklärten Jahresthemen abzugleichen und darüber nachzudenken, wo diese andocken, was uns zu „Slow Motion“ bringt, dem fünften Teil der Ausstellungsreihe My Working will be the work. on self/care, labour and solidarity, kuratiert von Linnéa Meiners und Jorinde Splettstößer und noch bis 23. Januar in der Galerie im Turm an Frankfurter Tor zu sehen.

In Slow Motion geht es nämlich um das Alt werden und die unausweichlich damit einhergehende Realität auf Pflege und Hilfe angewiesen zu sein. Dabei verfolgt die argentinische Multimedia Künstlerin Lola Arias einen Ansatz in ihrer Arbeit, der es ihr ermöglicht die relevanten Inhalte und Realitäten eines bestimmten Kollektivs oder einer sozio-historischen Gruppe wie – beispielsweise Migrant: innenkinder oder eben Pfleger: innen – in Formaten wie Theater, Film, Literatur, Musik und bildender Kunst zusammen zu bringen. Zwei Jahre lang interviewte sie Pflegekräfte, Soziolog: innen, Stadtplaner: innen, Gerontolog: innen und ältere Menschen zu den Themen Alter und Pflege, generationenübergreifende Wohnprojekte, Alter und Sexualität.

Durch die Pandemie wurde das Know-How der Pfleger: innen über das alt sein und Älterwerden, welches sonst meist unsichtbar bleibt und aus dem Bewusstsein der Gesellschaft verschwindet omnipräsent. Zum Glück möchte man sagen, denn letztes Jahr wurde die Pflegebedürftigkeit bereits auf 2,9 Millionen Menschen geschätzt und bis zum Jahr 2030 werden es 3,5 Millionen sein. Im Jahre 2050 werden schätzungsweise dann rund 4,5 Millionen Menschen auf Pflege angewiesen sein:

“In ihrem täglichen körperlichen und zwischenmenschlichen Umgang mit alten Menschen müssen Pfleger: innen zwischen Effizienz und Bedürfnissen balancieren: Eine Person baden, ihr aus dem Bett heraushelfen, sie umziehen, sich unterhalten, die Schulter berühren. Ein zutiefst intimer Prozess, der aber praktikabel und effizient sein muss. Dieser Widerspruch ist zutiefst entmenscht und Teil des Anti-Age-Kapitalismus, der uns vermittelt, dass das Alter etwas ist, das es zu bekämpfen, zu eliminieren oder im besten Fall zu verstecken gilt. Wir werden alt und außerhalb der Sichtweite der produktiven Gesellschaft in mehr oder weniger luxuriöse Abstellplätze verfrachtet. Die Pflegearbeit wird an prekär beschäftigte Arbeitskräfte ausgelagert und durch mühsame Wartungsarbeiten am Leben erhält.

Insgesamt zwei Jahre lang interviewte die Lola Arias Pflegekräfte, Soziolog: innen, Stadtplaner: innen, Gerontolog: innen und ältere Menschen zu den Themen Alter und Pflege, generationenübergreifende Wohnprojekte, Alter und Sexualität. Das Ergebnis dieser Recherche war unter anderen das Theaterstück Ich bin nicht tot .

Im Zentrum der Ausstellung Slow Motion steht ein futuristischer Anleitungsfilm, in dem Pflegekräfte und alte Menschen ihre alltäglichen Routinen demonstrieren; eine Choreografie der Beziehungen zwischen Pfleger: innen und pflegebedürftigen Menschen.“

In den nächsten Wochen gibt es außerdem im Rahmen der Ausstellung am 13. Januar einen Artist Talk mit Lola Arias, am 19. Januar den Workshop Alt Sein mit dem F3_kollektiv in Einfacher Sprache, sowie sechs Termine der Performance Sleeping Beauty mit Dita Rita Scholl.

Ob und wie wir uns mit dieser Realität und Thematik auseinandersetzen wird sich unweigerlich Ende dieses Jahres zeigen. Im persönlichen genauso wie im kollektiven Bewusstsein.

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