Donnrstag bis Samstag 18-22 Uhr
Rekorder Galerie und Café
Chamissoplatz 4
10965 Berlin-Kreuzberg
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Jedes Konzept sollte sich irgendwann weiterentwickeln. So auch die Rekorder Galerie & Café, die, wie der Name verrät, am Anfang noch einen ganz anderen Fokus hatte. Ursprünglich sollte es eine Galerie werden, so Betreiberin Amadea Badran.
Ihr Freund Werner Klemm leitet die Filmproduktion Rekorder und wollte in der kleinen Räumlichkeit, mit ihrem denkmalgeschützten Boden und Stuckdecken, einen Ausstellungsraum für Künstler*innen schaffen.
Um das Ganze interaktiver zu gestalten, eröffnete Amadea dort zugleich ein Café, zwar ohne Gastroerfahrung, dafür aber mit Liebe zu gutem Essen, die der gebürtigen Französin im Blut stecke.
Wie es dann manchmal so geht, wird die weitere Entwicklung von Zufällen bestimmt. Amadea, die durch ihre Großmutter eine enorme Affinität zu einfacher, bretonischer Küche, insbesondere Seafood hegt, wollte im Café ein regelmäßiges Austern-Popup starten und tat sich dafür mit Margaux von Fish Klub zusammen. Die Idee kam gut an. So gut, dass nach und nach der Cafébetrieb durch ein lockeres Weinbarkonzept am Abend ersetzt wurde.
So wurde aus der Rekorder Galerie & Café im Prinzip eine Rekorder Wein- oder Gastrobar. Der Name blieb jedoch, ebenso wie ein wenig Galerie. Nach wie vor wird stets ein*e Künstler*in ausgestellt, deren Bilder im Wechsel einzeln prominent eine Wand zieren und in den vier bis sechs Monaten Ausstellungsdauer rotieren.
Wie es sich für eine Weinbar gehört, kann man Rekorder ebenso für ein Gläschen besuchen, wie für ein Abendessen. Zwar füllt sich der kleine Gastraum schnell, doch es gibt immer ein paar nicht-reservierbare Plätze für spontane Besucher*innen. Gemütlich und doch lebhaft ist die Atmosphäre und trotz der relativ dicht stehenden Tische und des gedämmten Lichts, wird's bei den hohen Decken und den hellen Wänden nie beengt.
Auf der Karte stehen primär Naturweine, vom zugänglichen Quinta do Ermizio Vinho Verde bis zum perligen Pet Nat Rot von Nature‘s Calling. Wer keinen Naturwein mag, findet auch ein paar klassischere Getränke auf der Karte: Crémant, Bier, diverse Cocktails und – als absolutes Muss in einem französischen Bistro – Champagner.
Die Speisekarte ist einfach, ehrlich und herzlich. Während der Fokus auf Seafood liegt, finden sich ebenso einige Snacks zum Teilen auf der Karte. Wir starten also mit einem reichen Teller provencalischer Oliven (4,5€) sowie Burrata, getopped mit Grapefruit und Crispy-Chili-Öl (15€). Eine originelle und köstliche Kombo. Ein Teller Creuse Austern aus der Nordsee stimmt uns derweil auf die (neue) Essenz der Rekorder Galerie & Café ein.
Bei einem Glas Rotgipfler geht es weiter mit Moules Frites (18€), bei denen die Muscheln ebenso wie die knusprigen Pommes überzeugen. Die Shrimp-Roll-Brioche mit Aioli ist ebenso simpel und köstlich wie die Sardines de Bolinche in Olivenöl. Unser Highlight sind jedoch die gegrillten Langoustines mit Aioli zum Dippen (18-34€). Das Versprechen der köstlichen Einfachheit wird gehalten. Völlig ohne Shishi kommt diese ehrliche, bretonische Meeresküche daher – im wahrsten Sinne des Wortes zum Fingerschlecken gut.
Wichtig ist Amadea dabei nicht nur der Geschmack, sondern ebenfalls die Herkunft ihrer Zutaten. Die servierten Meeresfrüchte bezieht sie von Frisch Gefischt, deren Fischereikonzept auf Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Produktionskette ausgelegt ist.
Mit einem äußerst vollen Magen und einem neuen persönlichen Rekord an konsumierten Meeresfrüchten (no regrets!) müssen wir auf ein Dessert verzichten, trinken dafür aber mit Amadea und ihrem Team noch einen Kräuterschnaps zum Abschied. Die atmosphärische und herzliche Rekorder Galerie & Café hat uns nicht zum letzten Mal gesehen. Spätestens, um im Sommer auch die Außenplätze zu genießen kommen wir wieder! Das Konzept hat uns ohne Frage überzeugt.