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Mystische Begegnungen im Museum für islamische Kunst

Mittwoch, 12. Oktober 2022
Advertorial
Karte

Adresse

Museum für islamische Kunst
Bodestraße 1-3
10178 Berlin-Mitte
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Wir beginnen heute mit dem Zitat der jungen amerikanischen Autorin, Historikerin und Aktivistin Blair Imani. Imani, die sich als queer, Schwarz, bisexuell und muslimisch identifiziert, ist auf Instagram einem breiteren Publikum mit ihren kurzen, inklusiven Videoclips „Smarter in Seconds" bekannt geworden, die ich nur wärmstens empfehlen kann.

„Ob wir für das Recht auf Abtreibung kämpfen – oder dass Muslime in Frankreich den Hijab tragen können – dass Frauen im Iran den Hijab nicht tragen können oder ihn so tragen können, wie sie es möchten – dass transsexuelle und nicht-binäre Menschen Zugang zu geschlechtsbejahender Versorgung haben – es ist alles der gleiche Kampf.

Es ist ein Kampf um die körperliche Autonomie.

Intersektionalität wird es uns ermöglichen, uns in diesem globalen Kampf, um körperliche Autonomie zu vereinen. Und denken Sie daran, dass Privilegien manchmal so aussehen, als könnten Sie etwas ignorieren, woran andere sterben."

Frauen an einem Schiwa-Schrein, signiert Mihr Tschand
Asketin mit zwei Yogis vor ihrer Hütte, signiert Mihr Tschand

Der aktuelle Anlass für dieses Statement ist der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Aimini, die von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen wurde, weil sie ihr Kopftuch zu lose getragen habe und dann nach ihrer Verhaftung im Krankenhaus an tödlichen Verletzungen starb. Ein Schicksal, das sie mit vielen Frauen teilt. Ihr Tod hat in mehreren iranischen Städten eine in diesem Ausmaß nie dagewesene Protestwelle gegen das Regime ausgelöst. Zu Tausenden gehen Frauen und auch Männer gegen den repressiven Kurs der ultrakonservativen Regierung auf die Straße, welche nicht nur mit Gewalt und Verhaftungen reagiert, sondern auch immer wieder den Internetzugang blockiert.

Die Bilder der Frauen, die sich ihre Haare abschneiden und ihre Schleier verbrennen, ihre Wut und ihr beispielloser Mut lösen weltweit eine Welle der Solidarität aus – vor allem bei Frauen. Aus gutem Grund, das iranische System ist nur eines von vielen Beispielen wie Frauen bis heute weltweit von patriarchalischen Strukturen unterdrückt und zum Schweigen gebracht werden.

Im krassen Gegensatz dazu stehen die Porträts von „Yogini" (weibliche Verkörperung der yogischen Kraft) und Asketinnen aus dem 18. Jahrhundert aus dem islamischen Kulturkreis, die es derzeit im Islamischen Museum in der Sonderausstellung Mystische Begegnungen
Sufis, Könige und Yogini in der indischen Miniaturmalerei zu sehen gibt.

„Ab dem 16. Jahrhundert waren Darstellungen von Asket*innen an den Höfen der Mogul-Kaiser und Dekkan-Sultane des indischen Subkontinents sehr beliebt. Die Ausstellung zeigt Asketinnen, die Grenzen zwischen menschlicher und übermenschlicher Kraft oder weltlicher und spiritueller Liebe auflösen... Die vielfältigen kulturellen Praktiken der Asket*innen und ihre Bedeutung und Machtstellung innerhalb des indischen Subkontinents, welcher damals unter muslimischer Vorherrschaft stand, sind eine wahre Wohltat und zeigen nicht nur wie eng diese Riten und Praktiken über jede Religion hinaus miteinander verwoben waren und sich im Austausch gegenseitig bereichert und beeinflusst haben, sondern auch ein totales Gegenteil zum heute:

Denn die Gunst der Asket*innen, die von den großen Glaubensrichtungen und Ethnien verehrt wurden, gab den Kaisern und Sultanen erst ihre religiöse Legitimität. So griffen die Asket*innen oft in weltliche und politische Angelegenheiten ein und wurden in ihrem spirituellen Streben als gleichberechtigt mit Männern dargestellt, mit gleichwertiger Macht und Einfluss.“

Dazu fällt mir ein sehr passendes Zitat von Alice Schwarzer ein: „Ich glaube nicht, dass Männer von Natur aus aggressiv sind. Was sie aggressiv werden lässt, ist Macht, zu viel Macht..“

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