Irgendwie hat mich der Satz "Berlin ist ein Dorf", den ich kürzlich in meinem Beitrag über die Salumeria Lamuri ansprach, nicht richtig los gelassen. Erscheint er auf der einen Seite tatsächlich absurd, so wahr ist er doch auf der anderen. Denn beginnt man die einzelnen Stadtteile dieser Weltstadt für sich zu betrachten, kommt eben doch rasch das Gefühl von Dörflichkeit auf.
Ich beispielsweise lebe seit 23 Jahren in Berlin, davon sage und schreibe 20 im Stadtteil Friedenau. Bis heute habe ich nur äußerst selten das Gefühl, den Stadtteil wechseln zu müssen, weil es woanders verheißt noch schöner zu sein. Friedenau ist meine Heimat, wie für andere Mitte oder Prenzlauer Berg. Hier wohnen meine Erinnerungen vom Aufwachsen meines Sohnes bis hin zu bewältigten Lebenskrisen.
Ich kenne jeden einzelnen Mitarbeiter im Bioladen um die Ecke. Ich weiß wo es das beste Brot gibt und welcher Marktstand das frischeste Gemüse verkauft. Zu meinen Nachbarn zählten im Laufe der Jahre Künstlergrößen wie Herta Müller oder Günter Grass und ich liebe den Gedanken, dass Kurt Tucholsky und Erich Kästner hier ihre Spuren hinterlassen haben.
Manchmal vermisse ich in unserer Stadtwohnung die Weite des Himmels, aber wenn ich zufällig den Moment erhasche in dem am Ende der Wiesbadener Straße die Sonne untergeht, ist alles wieder gut. Hier gehen die Katzen im Hof spazieren, der Postbote hat noch Zeit für einen Schnack - ernsthaft!! - und man kann sich kaum vorstellen, dass irgendwo auf der Welt etwas Böses passiert. Bullerbü mitten in Berlin!
Wer Friedenau noch nicht kennt, aber vielleicht kennen lernen möchte, dem seien hier meine ganz persönlichen Top 10 für dieses Fleckchen Berlin mit an die Hand gegeben. Vielleicht treffen wir uns ja mal auf der Straße ...