Mittwoch bis Sonntag 14-20 Uhr
Pop Kudamm
Kurfürstendamm 229
10719 Berlin-Charlottenburg
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Das Pop Kudamm ist mit seinen wechselnden, multimedialen Ausstellungen, die kritisch Themen der modernen Gesellschaft aufgreifen, stehts einen Besuch wert. Die am 14. April beginnende Ausstellung Marionette greift dabei ein Thema auf, welches aktueller nicht sein könnte: Deepfakes.
Wir leben in einer Welt, in der der Informationsfluss so schnell ist, dass er die Wahrheit überholt. Gemeint ist damit, dass die Informationen schon online vorliegen, bevor sie von einer neutralen Instanz auf Echtheit kontrolliert werden konnten. Dadurch besteht die Gefahr, dass der öffentliche Diskurs bereits entschieden ist, bevor alle Fakten geprüft wurden.
In der multimedialen Ausstellung Marionette können Besucher*innen auf ganz neue Art dieses Phänomen erleben: Die Erosion von Bewegtbild als unfälschbare letzte Instanz der Wahrheit.
Die Inszenierung ist immersiv gestaltet. Besucher*innen betreten die Halle und sehen einen Himmel von Zelten, die Kopfüber von der Decke hängen. Ein Klangteppich eines Regengewitters hüllt die Betrachter*innen in eine geborgene Atmosphäre. Die Künstler*innen greifen auf die Erinnerungen zu, wie schön eine Nacht im Zelt bei eintreffendem Regen sein kann.
Die Blitze in den Zelten jedoch basieren auf Trackingdaten der ersten Raketendetonationen des 22. Februars 2022. In einem Videoclip sieht der*die Betrachter*in die Aufnahmen eines Mobiltelefons, gefilmt von einem Hochhaus aus: am Horizont leuchten Blitze der Einschläge auf. Obwohl schon bald klar werden wird, dass die Aufnahmen aus der Ukraine stammen, werden sie fälschlicherweise den Angriffen auf Aleppo zugeordnet.
Wie ein Vorbote spiegeln bereits diese ersten Bilder des Krieges wider, wie Desinformation unsere Gesellschaft zu einem neuen Denken von Informationskonsum erziehen wird. Auch wenn schon in der Vergangenheit Desinformation bei Kriegen immer wieder zum Einsatz kamen, so tauchen diese nun zum ersten Mal in Bewegtbild-Clips auf. Die Authentizität und Echtheit des Videos als Garant für Wahrheit wird angreifbar.
Es stellt sich die Frage, ob wir in einer Wahrheitskrise stecken. Würde ein Deepfake-Video von Tesla-CEO Elon Musk, in dem er seinen Rücktritt ankündigt, einen Ausverkauf der Tesla-Aktie bewirken? Was passiert mit einer offenen Gesellschaft, die sich nicht auf eine gemeinsame Realität einigen kann? Die Installation macht die grundlegende Problematik fühlbar, die bei Deepfakes ihre Wirkung entfaltet: die unsichere Datenlage.
Das Berliner Studio für Klangerlebnisse kling klang klong und „Künstler ohne Namen“ erschaffen hier eine raumgreifende Licht-Sound-Installation.
Kling klang klong ist bekannt für Inszenierungen an der Semperoper Dresden, der Elbphilharmonie oder der Sound Scenography des Luxembourg Pavillon auf der Expo 2020. In ihrer Arbeit nutzen sie Technologien zur Erweiterung ihres künstlerischen Ausdrucks.
Auf mehreren Ebenen gibt die Ausstellung Einblicke in die bizarren Schattenseiten aber auch positiven Entwicklungen der Deepfake-Technologie, die unsere Welt in den nächsten Jahren formen werden.