Die Bar wurde geschlossen!
LOST In Grub Street
Jägerstraße 34
10117 Berlin-Mitte
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Heute ist zwar erst Dienstag, aber was gibt es Schöneres, als die Vorfreude auf den Freitagabend? Dem Abend, an dem die Arbeit hinter und das Wochenende noch jungfräulich vor einem liegt. Mir selbst versüßt die Planung dieses Abends jedenfalls stets die arbeitssamen Tage und so sei auch Ihnen, zwecks Steigerung der Vorfreude, bereits jetzt der neueste stilvolle Neuzugang der Berliner Bar Szene empfohlen.
Mehrmals müssen wir die Jägerstraße auf und ab fahren, bevor wir die Bar, die uns der Concierge des Regent Berlin so enthusiastisch empfohlen hat, finden. Ein blasses „LOST“ auf dunklen Scheiben weist uns am Ende den Weg und lässt uns eintauchen in ein schummriges wie edles Interieur. Tintenblau und Tiefschwarz sind die dominierenden Farben, gegen die etwa zwei Dutzend geschliffener Glühbirnen anzukämpfen scheinen und die im Zusammenspiel mit den Samtpolstern ein edles wie auch leicht verruchtes Ambiente kreieren.
Es ist noch früh am Abend und so hat der Barkeeper, der hier nicht wie gewohnt hinter der Bar sondern direkt am Tisch steht, ausreichend Zeit, uns in das innovative Konzept des LOST in Grub Street zu unterweisen. Völlig vergeblich werden Sie hier nämlich nach einem „Whisky Sour“, „Prince Charles“ oder „Gin Fizz“ verlangen. Auch ein „ich hätte gerne etwas mit Gin“ funktioniert hier nicht so recht. Mal abgesehen von einem Gin Tonic, der im LOST mit einem spitzenmäßigen hausgemachten Tonic serviert wird.
Oliver Ebert, Initiator der renommierten Bar „Becketts Kopf“, hat für diesen Ort ein ganz neues Konzept ersonnen: gerührt und niemals geschüttelt werden hier nämlich „Punch Bowls“ und „Short Drinks“ an einem glänzenden Barwagen direkt beim Gast. Sie entstehen überwiegend aus Obstbränden und Likören kleiner Manufakturen und lauten auf so schöne Namen wie „Ruby Punch“, „Mary Rockett’s Milk Punch“ oder auch „Philadelphia Fish-House Punch“.
Bei den Shortdrinks erscheint die Karte auf den ersten Blick geheimnisvoll mit Beschreibungen wie „Blutorange – Karotte – Nuss“ oder „Pflaume – Port – Zimt“. Doch es handelt sich schlicht um die verwendeten Brände, Geiste und Liköre. Und so verbirgt sich hinter „Koriander – Ananas – Kokosnuss“ nicht etwas ein Pina Colada, sondern ebenfalls eine feine Komposition edler Tropfen.
Dazu gibt es eine ebenbürtig spannende Barfood Karte. Ersonnen von Paul Kundel, der auch schon im Facil und Rutz wirkte und nun für seine eigene Firma "EssenTiell" kreiert und kocht. Wir beobachten wie eine Chorizo in einer aufgeschnitten Bierdose vor den Augen der Gäste gegrillt wird und eine gepökelte Entenbrust nebst Rotkohlsenf, Sellerie und gebratener Walnuss in hungrigen Mündern verschwindet.
Zwei junge Männer am Nachbartisch bieten den perfekten Anblick zu der Punch Bowl, die sie gerade genießen und mir kommen die Zeilen eines Songtextes von Billy Joel ins Gedächtnis: „...the businessmen slowly get stoned. They're sharing a drink they call loneliness, but it's better than drinkin' alone.“
Einsam sehen die beiden nicht aus, aber einen stilvolleren Weg, sanft in einen leichten Rausch zu gleiten, kann ich mir kaum vorstellen. Während der gigantische Eiswürfel in der Schale langsam taut und den Punsch auf ein gewollt milderes Niveau verwässert. Einfach großartig. – Go and get lost in Grub Street!