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Berliner Lieblingsorte von Basketballprofi und Nationalspieler Maodo Lô

Mittwoch, 01. Juni 2022

Die Orte im Überblick

Karte (1)

Als wir Maodo Lô erreichen, kommt er gerade aus dem Atelier seiner Mutter. Seine Mutter, das ist die Malerin Elvira Bach, die als „Junge Wilde“ in den 80er Jahren in Kreuzberg bekannt wurde mit ihren oft großformatigen, bunten und starken Frauen-Portraits. Irgendwie ist auch Maodo Lô ein Künstler – nur auf dem Basketball-Court. Seine elegante trickreiche Spielweise ähnelt einem Tanz. Damit hat er es zum Nationalspieler und einem der besten Basketballer Deutschlands gebracht.

„Kunst spielt eine große Rolle in meinem Leben und hat mich als Mensch sehr beeinflusst“, erzählt er. „Das Leben in einem Künstler-Haushalt ist anders. Künstler ticken anders, führen ein anderes Leben. Das Leben ist unkonventioneller.“

Der 29-Jährige Berliner ist in Charlottenburg aufgewachsen. Heute wohnt er in Kreuzberg. Er sei ein Stadtkind und liebe das Urbane, erzählt er. „Es ist ein lebendiger Ort. Ich habe es gern, wenn ich vor die Tür gehe, dass dort Leute auf der Straße sind und ich gleich Restaurants und Cafés um mich habe.“

Lô ist seit dem Sommer 2020 zurück in Berlin und spielt für Alba. Er war viel unterwegs. Der Basketball hat ihn zunächst in die USA, dann nach Bamberg und München geführt, bis es wieder in die Heimatstadt ging. Neun lange Jahre war er fort.

„Berlin ist meine Heimatstadt. Ich habe hier viele und tolle Erinnerungen. Ich bin in der Nähe vom Ku'Damm, also in der Stadt aufgewachsen“, erzählt er. Lô spricht gerne über Berlin. Er ist ein guter Gesprächspartner – zurückhaltend und gleichzeitig offen, kein Sprücheklopfer. Er muss in diesen Tagen viele Interviews geben und ist offenbar immer mit Spaß dabei.

Zurück zu Berlin. Er schätzt die Vielseitigkeit der Stadt: „Vor allem im Frühling und Sommer, wenn das Wetter schön ist, die Bäume grün sind, dann merkt man, wie verdammt vielseitig diese Stadt ist und wie viele verschiedene Ecken es gibt. Egal was du suchst, du wirst es irgendwo in Berlin finden.“

Gerne zieht er den Vergleich zu New York, wo er vier Jahre an der renommierten Columbia University in Manhattan studiert hat. Lô ist damals, im Jahr 2011, in die USA gegangen, weil er in Sachen Basketball keine Zukunft in Deutschland für sich sah. Er glaubt, sein unkonventionelles Spiel, gelernt auf den Freiplätzen in Charlottenburg, wurde damals einfach nicht gewollt.

Es ist rührend als er erzählt, wie er als kleiner Steppke auf dem Basketballplatz hinter der Schaubühne am Rand allein mit seinem Ball dribbelte und mit dem großen Jungs mitspielen wollte. Die vertrösteten ihn immer bis zum nächsten Spiel, bis er am Abend von dannen trottete. Heute ist das einst verkannte Talent der geliebte und bewunderte Nationalspieler, der dennoch immer ein Teamplayer war und ist.

Lo geht zunächst auf eine Prep-School in Wilbraham, Massachusetts und erhält anschließend ein Sport-Stipendium auf der Columbia. Er nimmt den Zug vom Land nach New York, kommt an der Penn Station an, tritt nach draußen. „Ich habe direkt diese Energie der Stadt gespürt“, erzählt er. „Es hat nur Sekunden gebraucht, da war mit klar: hier will ich zur Uni gehen. Das Hupen der Autos, die verrückten Menschen, die dort rumbrüllen.“

Ähnlich wie Berlin habe New York viele verschiedene Stadtviertel, die alle ihren eigenen Vibe haben. „Die Stadt hat aber noch einmal ein anderes Tempo als Berlin, einen schnelleren Puls.“ Er studiert, spielt Basketball, streift aber auch durch die Viertel und Galerien der Stadt. In seiner Studentenbude hängt ein U-Bahn-Plan von Berlin.

Maodo Lô hat nie nur Basketball gespielt. Ihm war es immer wichtig, sich in den Städten wohl zu fühlen, eine Verbindung aufzubauen. Über Bamberg landet er schließlich in München. Dort wohnt er direkt an der Münchner Freiheit – auch hier hat er das Leben direkt vor der Haustür. „Ich bin immer sehr solidarisch mit dem Verein für den ich spiele“, sagt er. „Ich identifiziere mich mit dem Ort. Ich trainiere nicht einfach nur, sondern erlebe auch die Stadt.“

Nun erlebt er also wieder Berlin. Und es ist noch immer die City West, wo er viel Zeit verbringt. Als Profi-Sportler achtet er natürlich auf seine Ernährung, ohne dabei radikal zu sein. Klar ist: Fast Food und Süßigkeiten sind weitestgehend Tabu. Auch wenn er in ein Restaurant geht, scheint ihm die persönliche Verbindung so wichtig zu sein wie das Essen.

Nähere Details zu den einzelnen Orten finden Sie über das Anklicken der orange markierten Namen!

Mezem

Hier, in der Schlüterstraße 19, ist Lô mittags anzutreffen. Er mag es, sich aus der Vielzahl kleiner Gerichte in den täglich frisch bestückten Vitrinen sein Essen zusammenstellen: Couscous, Humus, gegrilltes Gemüse, Fleischgerichte, verschiedene Pasten. Wer will, kann sich auch eine Auswahl der Gerichte für seine Party oder Event catern lassen.Die Menschen dort sind sehr lieb“, sagt er.

Mezem | 
Schlüterstraße 19 | 10625 Berlin

Karun Bistro

Hier hat sich Lô schon früher mit seinen Jungs getroffen. Es war der Treffpunkt, wo sie nach dem Training zusammen kamen, um dann weiter zu ziehen. Ein schnelles, leckeres, leichtes Gericht und dann ab ins Nachtleben. „Das Karun war immer ein Zentrum für uns gewesen“, erzählt er. Hier gibt es arabische und persische Küche und „viele gute Menschen, mit denen man immer ins Gespräch kommt.“

Einmal habe er eine iranische Freundin, die er am College kennengelernt hat, mit in die Pestalozzistraße 29 genommen. Während er sich meist auf die Klassiker konzentriert, habe sie ein typische Gericht ihrer Heimat bestellt.Sie war begeistert. Es habe so geschmeckt, wie zu Hause im Iran. Das hat mich sehr beeindruckt.“

Karun Bistro | 
Pestalozzistraße 29 | 10627 Berlin

Madame Ngo une Brasserie Hanoi

Das Viertel um die Kant-/Ecke Schlüterstraße hat Lô neu für sich entdeckt. Hier sei es zuvor etwas tot gewesen, sagt er. Doch The Duc Ngo habe die Gegend mit seinen Restaurants wieder belebt. Hier zeige sich, wie lebendig die Stadt sei und sich immer entwickelt. Es gibt das Funky Fish, das 893 Ryotei – doch Lo geht am liebsten ins Madame Ngo. Für ihn gibt es hier die mit Abstand beste Pho Berlins. Er lobt die Qualität der Produkte, vor allem das Fleisch: „Das hauchdünne Rindfleisch kommt roh auf die Nudeln. Darüber wird die heiße Brühe geschüttet, die dann das Fleisch gart.“

Madame Ngo une Brasserie Hanoi | 
Kantstraße 30 | 10623 Berlin

Cocolo Ramen X-Berg

Die lebendige und alternative Ästhetik im Gräfe-Kiez und am Paul-Lincke-Ufer zieht in an. Hier sei er oft mit seiner Freundin. Dann gerne, um eine Ramensuppe zu essen. „Auf den Geschmack bin ich bei den Olympischen Spielen in Tokio gekommen. Vorher hatte ich das nicht so“, erzählt er. Aber auch ins Datscha, mit seiner russischen Küche geht er ab und an.

Cocolo Ramen X-Berg | 
Graefestraße 11 | 10967 Berlin-Kreuzberg

Galerie Deschler

Unter seinen Lieblingsorten darf eine Galerie nicht fehlen. Besitzer Markus Deschler kenne er seit seiner Kindheit, natürlich über seine Mutter, berichtet Lô. Zum Zeitpunkt unseres Interviews, sind dort gerade wieder ihre Werke ausgestellt. Er mag die großzügigen Räume, die sich in der kleinen Auguststraße verbergen.

Galerie Deschler | 
Auguststraße 61 | 10117 Berlin

Atelier Elvira Bach

Natürlich muss Maodo Lô nicht in eine Galerie gehen, um Bilder seiner Mutter zu sehen. Regelmäßig besucht er sie in ihrem Atelier in Kreuzberg. Wo sie inzwischen auch ab und an Basketball-Motive malt. „Es ist aber ein toller Ort, sehr lebendig mit einem kreativen Chaos, wo etwas erschaffen wird. Überall stehen Bilder, Farben, Leinwände, Rahmen, Grafiken und Drucke. Es gibt auch viele CDs und große Fenster mit viel Licht“, schwärmt er. Wenn seine Mutter malt, sei er allerdings nie dort.

Dann liegt ihm noch etwas am Herzen. Der Ort habe sich in den letzten Jahren verändert – leider auch zum Negativen. „Als meine Mutter die Atelier-Räume vor 17 Jahre gemietet hat, wurde im ganzen Haus kreativ gearbeitet. Menschen haben hier etwas mit ihren Händen erschaffen. Meine Mutter in ihrem Atelier, es gab eine Holzmanufaktur und andere Kreative. Doch nach und nach ziehen alle dort aus, weil die Mieten so ansteigen. Das ist sehr schade.“ Wenn er jetzt aus dem großen Atieler-Fenster schaue, sehe er in den Räumen meist Laptops und Computer. „Das ist nicht gerecht“, findet er. Schließlich waren es die Kreativen, die den Ruf von Berlin begründeten, den Flair der Stadt ausmachen, die Menschen anlocken.

Doch natürlich genießt er es, nach den vielen Jahren nun wieder so viel Zeit in seiner Heimatstadt zu haben: „Während der Saison Familie und Freunde zu sehen, die auch bei den Spielen sein können – das ist ein großer Luxus.“

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