Dienstag bis Samstag: 17.00 - 1.00 Uhr
Bar am Steinplatz
Steinplatz 4
10623 Berlin-Charlottenburg
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Eher selten betrete ich eine Bar bei Tageslicht. Hätte ich die Bar am Steinplatz jedoch zu späterer Stunde besucht, wäre mir wohl der Anblick der imposanten Jugendstilfassade verwehrt geblieben. Das 1907 von dem bekannten Architekten August Endell entworfene Gebäude war zunächst als Wohnhaus geplant und erst sechs Jahre später zu einem Hotel umgebaut worden. In den 50er Jahren gaben sich Berühmtheiten wie Brigitte Bardot, Romy Schneider und Heinrich Böll die Klinke in die Hand. Später verblasste der Charme des Hauses, es wurde als Altersheim genutzt und stand danach viele Jahre leer. Doch seit Dezember 2013 strahlt der denkmal-geschütze Bau in neuem Glanze, drei Jahre Umbauphase haben das geschichtsträchtige Haus in ein schickes Boutique Hotel der Autograph Collection verwandelt – Luxus gepaart mit dem Charme der goldenen 20-er Jahre.
Der Blaubeer-Margarita der Hotel-Bar hat sich bereits über die Grenzen Berlins hinaus herumgesprochen. Und als der Barchef Christian Gentemann ihn mir kredenzt, weiß ich auch sofort warum, denn statt des obligatorischen Salzes ziert hier Knisterbrause den Glasrand, die an den Lippen zu prickeln beginnt sobald das Glas an den Mund gesetzt wird. Ich bin begeistert! Christian Gentemanns Experimentierfreude wird beim ersten Blick in die Karte sofort offensichtlich. Hier trifft Martini auf Steinpilze, Wodka auf Johannisbeer-Essig und Schwarzwälder Gin auf Birnensirup. Besonders beliebt ist der Rote-Bete-Ananas-Smash mit Gin und frisch-gepresstem Zitronensaft.
Die Karte ist unterteilt in regionale, saisonale und internationale Kreationen, alle liebevoll beschrieben und einfallsreich benannt. Bar-Klassiker sucht man hier vergeblich - bestellbar sind sie natürlich trotzdem. Neben den 17 Drinks, weiteren Spirituosen, feinen Weinen und einer beachtlichen Auswahl an guten Gin-Sorten, wird den Gästen auch Kulinarisches geboten. Wie das Hotelrestaurant präsentiert auch die Bar regionale Köstlichkeiten: Kalbsfleischbulette, Wildbratwurst, Eisbeinkroketten und an Stelle eines profanen Clubsandwiches, wird hier das Berliner Stullenbrett serviert.
In kürzester Zeit hat sich die Bar am Steinplatz zu einem place-to-be etabliert – 80% der Gäste sind Berliner, für eine Hotelbar ganz ungewöhnlich. Und so kehre auch ich am Abend zurück und lasse mich in einem der gemütlichen orangefarbenen Ledersessel nieder, beobachte das Treiben hinter dem langen Marmor-Tresen und lausche den elektronischen aber sanften Klängen, fein gemixt von Cookie-Chef Heinz Gindullis. Dazu ein Apfel-Brombeer-Fitz – besser kann ein arbeitsreicher Tag kaum ausklingen. Achso: die wunderschöne Hotelfassade ist übrigens auch am späten Abend sehr ansehnlich.