30 Juni bis 21. Oktober 2018
Mittwoch bis Montag 10-19 Uhr
Museum Barberini
Humboldtstraße 5-6
14467 Berlin
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Gerhard Richter ist der aktuell wichtigste deutsche Gegenwartskünstler von internationalem Rang. Sein Werk ist bereits in vielen großen Retrospektiven gewürdigt worden. 2002 widmete ihm das Museum of Modern Art in New York eine Einzelausstellung. 2011 zeigten die Tate Modern in London, die Neue Nationalgalerie in Berlin und das Centre Pompidou in Paris eine Präsentation, die im Titel "Panorama" schon den weiten Blick auf Richters Lebenswerk benannte.
Nun widmet sich erstmals eine Ausstellung dem zentralen Moment der Abstraktion in Gerhard Richters Werk. Das Museum Barberini in Potsdam zeigt ab dem kommenden Wochenende die abstrakten Strategien und Verfahrensweisen im Gesamtwerk des Künstlers. Dabei schlägt die Ausstellung "Gerhard Richter. Abstraktion" den großen Bogen von den 1960er Jahren bis zu neuen Arbeiten.
Die Schau geht von dem Werk "A B, Still" aus der Sammlung des Museums Barberini aus und vereint über 90, zum Teil noch nie ausgestellte Werke aus internationalen Museums- und Privatsammlungen. Die Ausstellung zeigt Richters Entwicklung von den schwarzweißen Photobildern und Farbtafeln, über Ausschnitte und graue Bilder bis hin zu abstrakten Arbeiten, die Richter von den späten 1970er Jahren an mit Pinsel-, Rakel- und Spachtelspuren im Farbauftrag gestaltete.
Die Ausstellung ist keine Retrospektive. Sie ist ein Überblick über den abstrakten Ansatz von Richter, der ja sehr vielfältig ist, der aber auch Verknüpfungspunkte zu seinen realistischen Bildern hat. So wie seine Landschaften abstrakte Elemente enthalten, so gibt es auch in den Abstraktionen sehr viel Landschaftliches zu entdecken. In der Variationsbreite unterschiedlichster Werkgruppen aus fünf Jahrzehnten werden Elemente erkennbar, die sich durch das gesamte Werk Richters ziehen.
"Abstraktion ist ein roter Faden durch Richters Malerei. So sprunghaft und vielgestaltig sie manchen Zeitgenossen beim Wechsel zwischen verschiedenen Werkphasen erschien, so konsequent entwickelte sich sein Werk als stetige Fortführung und Wandlung der Abstraktion", erklärt Ortrud Westheider, Direktorin des Museums Barberini.
"Durch kalkuliertes Einbeziehen des Zufalls nimmt Richter die bewusste Steuerung des Malprozesses zurück. Er arbeitet mit Rasterstrukturen, hinter denen das Schöpferische zurücktritt oder zieht mit der Rakel über die gesamte Bildfläche. Er vermeidet schöpferisches Pathos und Bedeutungen, die außerhalb der Kunst liegen, die Bilder wirken so durch sich selbst", so Ortrud Westheider weiter.
Neben den ausgestellten Kunstwerken trägt die Ausstellung auch in ihrer Konzeption Richters persönliche Handschrift und wirkt dadurch für den Betrachter noch intensiver. Richter konzipierte, wie fast immer bei Ausstellungsplanungen, anhand eines Modells der Räume des Museum Barberini eigene Hängungen und Ideen. So hat er besonders im letzten Raum Bilder hinzugefügt, die direkt frisch aus seinem Atelier stammen. Neue Bilder, von denen das Museum gar nicht gehofft hatte, sie bekommen zu können.
So gibt es für alle Fans des 88-jährigen Künstlers durch seine neuesten Bilder auch Überraschungsmomente, denn sie sind deutlich anders. Man kann gut erkennen, dass die Werke erst jetzt, in den letzten zwei bis drei Jahren entstanden sind. Die Bilder sind radikaler in der Farbigkeit und anders im Farbauftrag.
Gerhard Richter benutzt aktuell zum Beispiel ein Küchenmesser, mit dem er die Farbe teilweise wieder abkratzt. Das hat er zwar früher schon mit einem Spachtel getan, aber der Spachtel war viel unbeweglicher, sichtbar in horizontalen oder vertikalen Balken. In seinen neuen Arbeiten bewegt Richter nun das Messer sehr viel freier und dynamischer.
Auch kommen mehr Farben zum Einsatz, was Richter früher kaum wagte. Vorgänge, die für den Betrachter der Ausstellung in seiner Wahrnehmung wiederholt emotional erlebbar werden und die Ausstellung zusätzlich zu einer einzigen Schau machen.