Hotel Adlon Kempinski
Unter den Linden 77
10117 Berlin-Mitte
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Es ist zwar erst unser zweiter Aufenthalt im Hotel Adlon am Pariser Platz, doch irgendwie fühlt es sich schon beinahe wie nach Hause kommen an. Dabei hat sich sogar einiges verändert. Die Lobby ist seit unserem letzten Besuch vollständig neugestaltet worden und wirkt nun heller und luftiger als zuvor. Die Nachbildung des originalen Elefantenbrunnens von 1930 plätschert munter, wie das beruhigende Herzstück des Hauses.
Goldfarbene Samtsofas und Sessel mit bestickten Stoffen aus der norditalienischen Weberei Rubelli sowie goldene Tischleuchten sorgen für Atmosphäre. Prunkvoll schwebt ein dreieinhalb Meter hoher Muranoleuchter vor den Fahrstühlen. Er thront über einem der opulenten Blumenarrangements, dessen Gegenstück die Gäste auch am Eingang des Adlon empfängt. Mittendrin ein illustres Völkchen beim Tee. Ein munteres Sehen und Gesehenwerden.
Alles wirkt so nonchalant, als sei es nie anders gewesen, dabei hat dieser Ort viel erlebt. Wussten Sie beispielsweise, dass das Adlon gar nicht im Krieg zerstört wurde, sondern erst nach Kriegsende versehentlich in Brand geriet? Und zwar durch russische Soldaten beim Plündern des damals legendären Weinkellers? Der weitaus größere Teil des Gebäudes wurde sogar erst unter der DDR-Diktatur abgerissen.
Und das ist nur eine der zahllosen Geschichten, die es über das legendärste Hotel Berlins zu erzählen gibt. 1907 für 17 Millionen Goldmark erbaut, galt das Adlon rasch nicht mehr nur bei seinem größten Gönner, dem Kaiser Kaiser Wilhelm II, sondern auch bei allem was in Europa Rang und Namen hatte, als der Treffpunkt schlechthin. Seine Architektur, seine künstlerische Gestaltung und vor allem auch die technische Perfektion wurden weltweit gelobt.
Der Kaiser selbst zahlte eine jährliche Summe, um bei Bedarf seine persönlichen Gäste hier unterbringen zu können. Alles im Haus faszinierte ihn. Erzählungen zu Folge, soll er beispielsweise oft mit den Lichtschaltern gespielt oder die Wasserhähne aufgedreht haben, nur um zu sehen, ob alles noch funktionierte.
Botschaften verlegten ihre Büroräume in das Hotel und zogen den Kaisersaal ihren eigenen Festsälen vor. Adelsfamilien verkauften ihre Palais in Berlin, um stattdessen im Adlon zu leben. Unter den regelmäßigen Gästen waren so namenhafte Prominente wie der Zar von Russland, Greta Garbo oder auch Albert Einstein und Charlie Chaplin, dessen Tochter Geraldine Jahrzehnte später ebenfalls, im nunmehr neu erbauten, Adlon weilte.
1997 war das Hotel mit 306 Zimmern und 78 Suiten wiedereröffnet worden. Die Fußböden und Türumrandungen aus Jura-Kalkstein, Wände und Türen mit Kirsch- und Wurzelholz furniert. Die Bäder in schwarzem Granit und hellem Marmor gehalten. Präsidentensuiten gibt es gleich drei, darunter auch die "Royal Suite", benannt nach den zahlreichen gekrönten Häuptern, die sie bereits beherbergte.
Dort gibt es eine kleine asiatisch inspirierte Bibliothek, ganz in Rot und Gold gehalten mit antik anmutenden, verglasten Bücherregalen. Wirklich zauberhaft! Ich habe die Queen dort am Schreibtisch förmlich vor Augen. 180 Quadratmeter, die bei Bedarf um zahlreiche weitere Räume erweitert werden können und in deren Wohnzimmer sogar ein mit Holz beheizbarer Kamin steht.
Aber auch unsere eigene Pariser Platz Suite ist atemberaubend. Geräumig mit jedem nur erdenklichen Komfort. Ein Zwei-Zimmer-Apartment nebst begehbarem Kleiderschrank, einem Badezimmer mit separater Gästetoilette und einem Schlaf- und Wohnbereich über dutzende Quadratmeter. Das Interieur, angelehnt an die alten Zeiten, klassisch und elegant. Gleich zwei Minibars versorgen uns mit Getränken und Snacks.
Das Großartigste jedoch ist der Blick auf den Pariser Platz und das Brandenburger Tor. Gerade ist Fußball-WM und von der Straße des 17. Juni schallt der Jubel der Fußball-Fans zu uns hinüber. Wir sind am Puls der Zeit. Der Platz für sich genommen ist ein Ereignis. Am Nachmittag bisweilen kurios, liegt er in den frühen Morgenstunden menschleer da und lädt zum Revuepassieren von Geschichte ein.
So ein Zimmer möchte man natürlich gar nicht gerne verlassen und so sind wir dankbar für den Room-Service, der uns das Abendessen auf einem großen runden Tisch hereinfährt: Herrlich schlotziges Risotto mit Gemüse und ein Clubsandwich mit Pommes, wie es sich für ein Hotel von Welt gehört. Wer es exquisiter mag, der ist im 2-Sterne Restaurant Lorenz Adlon Esszimmer, als eines von drei Restaurants im Haus, natürlich besser aufgehoben, aber wir sind selig.
Auch das Adlon Spa by Resense, mit seinen exklusiven Schönheitsbehandlungen, Körperpeelings und Massagen aus aller Welt, veranlasst uns nicht, dass Zimmer zu verlassen. Ebenso wenig eine exklusive Yogastunde oder der Poolbereich mit Whirlpool, Sauna und Dampfbad oder der Fitnessbereich mit modernster Ausstattung. Das Zimmer mit seinem grandiosen Ausblick genügt uns vollkommen. Erst zum Frühstück sind wir bereit, unser temporäres Domizil aufzugeben.
Zurecht! Das Frühstücksbuffet zählt zu den größten und luxuriösesten der Stadt. Von süß bis herzhaft, von regional bis international, von bodenständig bis exklusiv: hier wird alles aufgefahren, was den Gästen aus aller Welt zum Frühstück schmeckt. Von chinesischen Dumplings und Eierspeisen, über Belgische Waffeln und frische Säfte bis hin zu Lachs, Kaviar und Champagner steht alles zum Zugreifen bereit.
Auf den allerletzten Drücker verlassen wir die Suite, die uns eine so wunderbare Auszeit beschert hat. Mitten in der eigenen Stadt. An einem Ort zum Geschichte erleben und Zeit vergessen. Zum genussvollen Trödeln und Energie tanken. Denn hier muss man sich um rein gar nichts selber kümmern. Grenzenloses treiben lassen. Berlin von einer seiner schönsten Seite!