Dauerhaft geschlossen!!!
Knapp 500 Kilometer sind es von Wien bis zur nächstgelegenen Küste. Was natürlich nicht heißt, dass man in Wien keinen guten Fisch bekommt. Aber ein Lokal, das sich gänzlich auf Fisch und Meerestiere spezialisiert (und vollständig auf Fleisch verzichtet), sticht in der Hauptstadt von Schnitzel und Tafelspitz dann doch heraus.
Mit Fisch kennt sich Küchenchef Konrad Kamprad, der zuvor in Hamburg am Herd stand, bestens aus. Doch auch Gemüse zaubert er formvollendet auf den Teller. Denn das ist das Besondere der Pescetaria: Dem „Aqua“, das von gebeizter Lachsforelle bis knusprigem Pulpo reicht, steht das vegetarische „Flora“ gegenüber. Gäste dürfen nach Lust und Laune auswählen, und sich ihr eigenes Menü zusammenstellen. Vier, sechs oder acht Gänge – auf Wunsch mit Weinbegleitung.
Wobei, im Endeffekt sind es deutlich mehr, denn erstmal kommt auf einem Holzbrett eine üppige Auswahl an Brot und Crackern nebst Walnussbutter und -pesto. Weiter geht es mit einem Gruß aus der Küche. Leider ist die Gemüsepraline – bestehend aus cremigem Sellerie in knusprigem Tempurateig, dazu wolkige Parmesancreme – mit einem Happen weg.
Zum Trost ein Schlückchen Wein. Die Weinkarte der Pescetaria ist umfangreich. Das Restaurant wird von der Familie Artner betrieben, die seit dem 17. Jahrhundert Wein anbaut. 40 Hektar bewirtschaften sie im Weinbaugebiet Carnuntum, das sich östlich von Wien bis an die slowakische Grenze erstreckt.
Dann kommt auch schon die erste Vorspeise: Hinter „Pastinake, Traube, Sonnenblumenkerne, Grünkohl“ verbirgt sich ein Türmchen aus fluffiger Creme und Traubengel. Die Krustentierbisque wird über einen garnelengefüllten Mirabellen-Taco gegessen. Duftet himmlisch, schmeckt ebenso. Und dann steht auch schon ein weiterer Überraschungsgang auf dem Tisch: Ein fruchtiges Blutorangensorbet mit Olivenöl, als „kleine Erfrischung für Zwischendurch.“
Wunderbar erfrischt sinken wir in unsere Stühle. Für einen Abend in der Pescetaria sollte man sich Zeit nehmen. Damit man das Essen (jeder Teller eine überraschende Kombination von Aromen und Texturen), den Service (herzlich und aufmerksam) und das Ambiente (warmes Licht und keinerlei Hektik), voll und ganz genießen kann.
Beim Hauptgang fällt die Wahl auf Tagliatelle (mit Parmesan, Salbei und Eigelb eine Art vegetarische Carbonara und der Beweis, dass es meist gar nicht viel braucht). Von der Aqua-Seite gibt es Lachs und Pulpo – einer von Konrad Kamprads Lieblingen, den er jetzt im Winter mit schwarzen Bohnen und Süßkartoffel serviert. Im Sommer auch gerne mal mit Joghurt und Zitrone, doch für die kalten Monate soll es etwas „Wärmendes“ sein.
Am meisten freue er sich, wenn Gäste am Ende „gar nicht sagen können, was sie am liebsten mochten.“ Weil ihnen alles gut geschmeckt hat. Diesen Gefallen können wir ihm hiermit tun.