Dienstag bis Samstag 18-22 Uhr
Zeik
Sierichstraße 112
22299 Hamburg-Winterhude
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Das Restaurant Zeik liegt am nördlichen Ende der Sierichstraße und präsentiert sich von außen so unauffällig, dass wir fast daran vorbei gehen. Nicht gerade typisch für Winterhude, doch wie wir später merken werden, hat das Zeik keine blinkende Neon-Reklame nötig. Es versteht sich nicht als Restaurant, in dem man nur "mal kurz was essen" geht. Wer hierher kommt, der nimmt sich Zeit.
Viel Zeit für sechs bis acht Gänge, die mit ebenso viel Liebe und Verstand zubereitet werden, wie Johanna aus dem Service sie uns am Tisch präsentiert. Wir können uns unmöglich alles merken, einzelne Begriffe wie "Liebstöckelmayonnaise" und "geräucherter Kohlrabisud" bleiben hängen und lassen uns auf folgende Geschmackserlebnisse hoffen, die wir so schnell nicht vergessen werden.
Maurizio Oster, ehemals Küchenchef im Restaurant Vlet, übernahm im Frühjahr 2018 gemeinsam mit Robin Bender als Sous Chef das ehemalige Bistro in der Sierichstraße. Den Namen “Zeik” - ein Anagram von “Kiez” - ließ er bestehen, die Speisekarte dagegen ist nicht wiederzuerkennen. Im neuen Zeik geht es weniger ums Sattwerden als ums vollendete Genießen – das spüren wir bei jedem einzelnen Gang.
Schon vor der eigentlichen Vorspeise sind wir voll im Thema. Auf den Tapiokachip mit Fichtenpüree und Zwiebel-Apfelmarmelade als Snack folgt ein Amuse Gueule vom fermentierten Rettich, anschließend serviert Johanna uns – selbstverständlich selbstgemachtes – Dinkel-Malz-Brot mit Sauerkirsch, dazu Fassbuter mit Zeik-Gewürz. Dieser Geschmacks-Feinstaub hat es in sich: Das Gewürz enthält Bestandteile aus allen acht Gängen und ist damit ein subtiler Vorgeschmack auf all das, was uns noch erwartet.
Und das ist einiges. Mit der Vorspeise stellt sich uns die Frage, wie viel Detailverliebtheit auf einen Teller passt. Sellerieknolle, auf Salz gegart und zu Kugeln ausgestochen, mit pochiertem Wachtelei, das Eigelb bei 64 Grad drei Stunden gegart und als Creme serviert, dazu eingelegte Herbsttrompeten als Gel, fermentierter Selleriesaft als Chip, gesalzene Buttermilch mit Schnittlauchöl und Thymiansalz mit Selleriesaat. Da bleibt vor Staunen schnell mal der Mund offen stehen – schließlich weiß er am besten, was nun zu tun ist, während das Hirn noch die Flut an kulinarischen Informationen zu verarbeiten versucht.
An erster Stelle steht im Zeik jedoch nicht die Verspieltheit, wie man vermuten könnte. Maurizio Oster setzt zuallererst auf regionale und saisonale Zutaten. Die Flanke vom Wagyu-Rind zum Beispiel stammt vom Hof seines Bruders in Schleswig-Holstein. Oster veredelt sie als Zwischengang mit Schwarzwurzel, Knochenmark und Sanddorn. Exotisch auf regionale Art. Definitiv ein spannendes Konzept.
Auch beim Hauptgang angekommen, haben wir uns noch nicht daran gewöhnt, welcher Aufwand hinter jedem einzelnen Gericht steckt. Johanna präsentiert uns Heilbutt, kurz gebeizt, mit Fenchel und Zwiebellack eingestrichen, dann gedämpft, gekrönt von Röstzwiebelcrunch und frischem Frühlingslauch, begleitet von Fenchel, gehobelt und mit Dillöl und Holunderessig mariniert, Knoblauchschmand und Fenchelpesto. Mit Essen spielt man nicht? Maurizio Oster und Robin Bender belehren jeden Verfechter dieses Grundsatzes eines Besseren.
Den süßen Abschluss bildet ein Bratapfel als Sorbet und Pulver mit Spekulatius als Creme, Mandel als Chip und Buttercrumble. Bei Petit Fours und Espresso – Und dann ist aber wirklich Schluss! – verrät der Küchenchef uns, wie er auf seine ausgefallenen Ideen kommt: "Ich dusche sehr viel," behauptet er mit einem Augenzwinkern. Satt und glücklich, wie wir sind, geben wir uns mit dieser Antwort gern zufrieden.