Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr
Samstag 10 bis 18 Uhr
Buchhandlung Knesebeck Elf
Knesebeckstraße 11
10623 Berlin Berlin-Charlottenburg
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Bücher sind mir ein Herzensthema. Seit ich lesen kann und mein Großvater mir eine Reihe der großen Abenteuerbücher als Kinderausgaben schenkte, bin ich dem geschriebenen Wort verfallen. Ich muss stets ein Buch lesen. Habe ich eins durch, fange ich direkt das nächste an. Bücher haben eine Haptik, die für mich unersetzbar ist, deren Anblick im Regal mich erfreut und die mir wie alte Freunde erscheinen.
Einer dem das wohl genauso geht, ist Felix Palent. Sein persönliches literarisches Erweckungserlebnis hatte er in der 12. Klasse, als er im Unterricht die Blechtrommel las und seither jeden Tag mindestens 50 Seiten braucht. Das Hobby wurde zum Beruf. Nach einer Ausbildung als Verlagsbuchhändler und einem Studium der Theaterwissenschaften arbeitete er sieben Jahre lang im Potsdamer Literaturladen Wist, bevor er 2021 die Buchhandlung Knesebeck 11 übernahm. Ab Januar wird Felix bei uns im zwei-Wochen Rhythmus Buchempfehlungen veröffentlichen. Wer bereits gerne welche hätte, findet aber auch hier seine sechs Lieblingsbücher diesen Jahres.
Die Knesebeck 11 jedenfalls ist eine Westberliner Institution. 1976 gegründet wurde sie von 1980 bis 2020 von Leo Baumann geleitet, der sich in der buchbegeisterten Gesellschaft der Stadt einen Legendenstatus erarbeitet hat. Mit einer starken Vorstellung für literarisches Niveau betrieb er sein Geschäft bis zu seinem Tod vor zwei Jahren, woraufhin das Geschäft leer stand.
Unabhängig voneinander kamen viele Kund*innen und Bekannte, die vor dem Geschäft Blumen und Kerzen ablegten. Ein schönes Phänomen, welches in Berlin bei alteingesessenen Geschäften immer wieder zu beobachten ist. Inmitten der Trauernden fasste Felix den Entschluss, in Baumanns Fußstapfen zu treten und das Geschäft zu übernehmen – modernisiert, aber mit Respekt für den Vorbesitzer.
Nach 40 Jahren glichen die Räumlichkeiten des Knesebeck 11 wohl eher einer Hobbithöhle. Die Bücher stapelten sich bis zur Decke und einige Räume waren gar nicht zugänglich. Daher wurde gründlich renoviert, die Warenmenge gelichtet, die Stuckdecken freigelegt und eine frische, einladende und gut sortierte Buchhandlung war geschaffen.
Sortieren ist das richtige Thema. Im Privaten wie im Beruf habe ich ein gewisses Fable fürs Katalogisieren und sinnvolle Anordnen. Bei meinem Besuch in der Knesebeck 11, auch K11 genannt, fühle ich mich Felix Palent dementsprechend direkt verbunden. Besonders als wir die thematisch logische Zusammenstellung der Klassiker erörtern: „Ich könnte nicht F. Scott Fitzgerald neben Fitzek stellen, da kriege ich Pickel“.
Letzteren sucht man hier generell vergebens. Mit seinem Vorgänger teilt Felix Palent den Wunsch, die Auswahl ebenso ansprechend wie anspruchsvoll zu halten. Pop-Autoren findet man daher wenig bis gar keine, stattdessen ausgesuchte Neuerscheinungen und verschiedene Versionen von Klassikern, von Paperback bis Hardcover.
Die Ordnung der Bücher ist frisch und ansprechend, nichts wirkt überladen und mit viel Liebe zum Detail lockern geschickt frontal platzierte Bücher mit besonders schönen Covern die Regale auf. Zentral befinden sich die Neuerscheinungen, linker Hand Klassiker, rechts englische und französische Bücher, letztere von seiner aus Paris stammenden Mitarbeiterin sorgfältig zusammengestellt.
Durch den rechten Durchgang geht es zu Kinder- und Jugendbüchern, darunter auch Graphic Novels. Hinten befindet sich ein ovaler Raum, ebenfalls mit Konzept. Linker Hand Sachbücher, rechts Philosophie und in der Mitte ein monatlich wechselnder Tisch mit Fokus auf das Gesamtwerk eines einzelnen Verlags. In diesem Raum finden ebenfalls Lesungen statt.
Ein weiteres Erbe von Baumann befindet sich im sogenannten Salon, meinem liebsten Raum der Knesebeck 11. Aktuell kann man dort schöne klassische Papieradventskalender sowie Karten erwerben, doch die sind nicht das, was mich so anzieht. Ihnen gegenüber befinden sich die Sonderausgaben, ein wahrer Fundus für Bibliophile. Fans schön gestalteter Buchausgaben wird hier das Herz aufgehen.
Direkt lacht mich ein farbenfrohes Cover zu Medea an, welches fast den Eindruck einer Graphic Novel erweckt. Eine illustrierte Ausgabe von Steinbecks Logbuch des Lebens begeistert mich, während ich beinah beruhigt feststelle, dass ich die klassischen Thomas-Mann-Ausgaben mit den im selben Stil illustrierten Covern schon besitze. Sie sehen, ich gerate ins Schwärmen. Leo Baumann hatte ebenfalls eine Vorliebe für Verlagseditionen, die Felix Palent fortführt. So finden sich hier auch Ausgaben, die sonst nicht mehr zu kaufen sind. Wer also Buchbegeisterte beschenken möchte oder selbst dazu zählt, kann im Knesebeck 11 viel entdecken, wobei Felix Palent gerne und motiviert berät.