Ein Besuch gleich nebenan lohnt sich im PalaisPopulaire eigentlich immer (ein Interview mit der Kuratorin finden Sie hier >> ). Zurzeit aber gleich aus drei Gründen, denn das hausinterne „Künstler des Jahres“-Programm jährt sich zum zehnten Mal. Um dieses Jubiläum zu feiern, werden noch bis Mitte März bei freiem Eintritt drei sehr unterschiedliche, junge, zeitgenössische Künstler:innen und deren spannende Positionen in den großzügigen Räumen präsentiert und damit ausgezeichnet.
Was die drei Künstler:innen abhebt ist eine Gemeinsamkeit, die vor allem in diesem privat-institutionellen Rahmen erfrischend ist: sie alle sind über ungewöhnliche Wege zur zeitgenössischen Kunst gekommen und bringen dadurch sehr spezifische Lebenserfahrungen und kulturelle Einflüsse mit.
Das 17-teilige Werk „Forbes Under 30“ des brasilianischen Künstlers Maxwell Alexandre setzt sich mit brasilianischen Medienbildern auseinander. Alexandre wurde in Rocinha geboren, der größten Favela Rio de Janeiros, in der er bis heute lebt und arbeitet – parallel dazu wurde der Künstler im Jahr 2019 vom Forbes Magazin zu einem der 90 erfolgreichsten Brasilianer unter 30 eingestuft.
In seinen Gemälden und Installationen geht es meist um Gemeinschaft, Gewalt, HipHop und Spiritualität. Themen die sich vor dem Hintergrund seiner Lebensrealität durch eine für Europäer:innen nicht nachvollziehbare Brisanz und Relevanz abheben. In seiner „Forbes Under 30“-Reihe lässt Alexandre durch die verschiedenen Schattierungen der Protagonist:innen eine serielle Meditation über systemischen Rassismus der brasilianischen Elite und Klassen vor den Augen der Betrachter:innen entstehen. Lebensrealitäten, die bis heute die brasilianische Gesellschaft prägen und bestimmen.
Die Berliner Künstlerin Conny Maier hingegen ist die allererste deutsche Künstlerin, die die Auszeichnung „Artist of the year“ erhalten hat. Maier zieht ihre Inspiration von den Ideen und Geschichten, die sie auf ihren Reisen erlebt. Spontane Skizzen und Erzählungen von Begegnungen, die sich dann später auf ihren großformatigen Leinwänden neu zusammengefügt wiederfinden. Collagen der Gesellschaft eben. Maier selbst über ihren Prozess:
„Naive Malerei klingt falsch. Reduzierte Lackierung würde mehr passen. Reduzieren und auf den Kern der Sache kommen. Abseits der Realität... Bilden. Gestaltung. Verbinden.“
Im PalaisPopulaire weiß man vor allem die verschiedenen Einflüsse ihrer „figurativen, farbig leuchtenden Gemälde zu schätzen, greifen diese doch ganz unterschiedliche Einflüsse wie den Expressionismus der 'Brücke', Picasso und Gauguin oder die aktuellen Malereidiskurse seit der 'neuen Figuration' der 1980er Jahre auf.“
Palais Populaire |
Unter den Linden 5 | 10117 Berlin-Mitte