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Rollenkonflikt Wenn Teams ins Wanken geraten

Montag, 18. August 2025

Über die Autorin

Zoë Schlär ist seit fast 20 Jahren Mediatorin und versteht sich als Übersetzerin in Konfliktsituationen – sowohl im Beruflichen als auch im Privaten. Zudem ist sie Ausbilderin für Mediation, Trainerin und Systemischer Businesscoach. Für Creme Guides schreibt sie über festgefahrene Situationen, neue Begegnungsräume und das gegenseitige Verstehen, um nachhaltige Veränderung zu erreichen.

Carla und Henny arbeiten seit fünfzehn Jahren Seite an Seite. Ein eingeschworenes Duo, das sich aufeinander verlassen kann, Routinen kennt und längst über die Grenzen des rein Beruflichen hinaus ein sicheres Verständnis füreinander entwickelt hat. Sie sind das Fundament der Abteilung, vertraut mit jedem Prozess, jedem Umweg, jedem Stolperstein.

Neben ihnen: Benni. Ruhig und verbindlich, jemand, der mit allen gut kann und selten aneckt. Und dann ist da noch Mel, derzeit in Elternzeit. Ihre Stelle bleibt vorerst unbesetzt und das führt zu einer Lücke, die man im Arbeitsalltag deutlich spürt.

Seit einem halben Jahr ist Valerie als neue Teamleitung in der Abteilung. Sie kam von außen, promoviert, international erfahren, mit frischem Blick und voller Tatendrang. Sie wollte etwas bewegen, Strukturen professionalisieren und Maßstäbe setzen, so wie sie es kennt.

Doch ihre Energie traf auf eine Mauer. Schon bald gab es Missverständnisse, unbedachte Worte, das Gefühl, dass Welten aufeinanderprallen. Valerie sah sich von Beginn an mit einem „Low-Performer-Team“ konfrontiert, wie sie es nannte. Carla und Henny wiederum fühlten sich abgewertet, nicht respektiert, fast schon wie Kinder behandelt. „Wie im Kindergarten“, sagen sie.

Was passiert? Die Arbeit wächst ihnen allen über den Kopf. Zu wenige Menschen für zu viele Aufgaben, dazu eine Leitung, die oft im Außen unterwegs ist und zu selten im Team verankert. Ein Klima, das belastet und in dem unausgesprochene Spannungen lauter werden als klare Worte.

Wer genau hinsieht, erkennt, dass hier nicht nur unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinandertreffen, sondern auch grundlegende Systemgesetze verletzt werden. Sie sind unsichtbar, wirken aber in jedem Team:

  • Anerkennung, Wertschätzung, Respekt – für die Person, für die Kultur, für die gelebte Ordnung. Wer sie nicht erfährt, zieht sich zurück.
  • Das Gleichgewicht von Geben und Nehmen. Es gerät ins Wanken, wenn viel geleistet wird, ohne dass es Ausgleich oder Resonanz gibt.
  • Früher vor später. Die lange Zugehörigkeit von Carla und Henny verdient Vorrang und Beachtung. Wird das übergangen, entsteht Widerstand.
  • Vorrang von höherer Verantwortung. Valerie trägt als Leitung die Verantwortung und das muss Vorrang haben. Diese kann jedoch erst in Verbindung mit dem Team wirksam werden.
  • Mehr Kompetenz und Wissen haben Vorrang – doch sie entfalten ihre Wirkung erst, wenn sie die gewachsene Erfahrung im System anerkennen und sich mit ihr verbinden.

Und es gibt es noch weitere dieser Gesetze, die in jedem sozialen System kraftvoll wirken. Der Einfluss ist immer wieder spürbar: Wo Ordnung verletzt wird, stockt das Miteinander.

Der Weg zurück ist kein schneller. Aber er ist möglich. Durch gemeinsame Gespräche und ein echtes Zuhören. Durch das gegenseitige Wahrnehmen und das klare Benennen dessen, was verletzt wurde. Erst wenn die Verletzungen sichtbar und anerkannt sind, kann Heilung einsetzen und aus einem brüchigen Gefüge wieder ein tragendes Team werden.

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