Drei Jahre ist es her, dass wir das erste Mal über das wunderschöne handgedrehte Porzellan der Wahlberlinerin Claudia Schoemig berichtet haben. Nun hat die Künstlerin seit einiger Zeit auch einen eigenen Onlineshop. Ein willkommener Anlass, sie wieder einmal in ihrer Werkstatt in Prenzlauer Berg zu besuchen.
Wie schon bei meinem ersten Besuch, kann ich meine Blicke zunächst kaum von den zahllosen puristischen Porzellangefäßen der Designerin wenden. Klar und reduziert stehen sie dort aufgereiht auf rohen Regalbrettern. Vasen in verschiedensten Formen, Becher, Schalen und Schüssel neben Tassen, Tellern und großen Platten.
Doch alsbald finde ich mich, genau wie vor zwei Jahren, mit Claudia Schoemig auf der Bank vor ihrem Laden wieder. Hier draußen wirken die wie aufgehaucht anmutenden, handgezeichneten Dekore auf vielen ihrer Arbeiten gleich noch einmal zarter. Sinnlicher. Beinahe poetisch.
Nicht ohne Grund kommen Kunden immer wieder zu ihr in den Laden und berichten, dass sie eine Teeschale oder etwas Ähnliches gekauft haben und seither nur noch diese benutzen. Claudia Schoemigs Arbeiten besitzen eine Sinnlichkeit, die nur durch den besonderen und äußerst aufwendigen Herstellungsprozess entstehen kann.
"Ich könnte alles auch einfacher und schneller produzieren, aber wir geben hier eben 150 Prozent. Nur mit Hingabe können inspirierende Stücke entstehen" so die Künstlerin. "Wenn Menschen mit meinen Sachen leben und sie in der Hand halten und das ein bisschen dazu beiträgt, dass sich der Tag etwas schöner, freier und leichter anfühlt, dann habe ich erreicht, was ich wollte."
Dabei sei das Drehen von Porzellan sehr schwierig und ähnle dem Erlernen eines Instruments. "Der Weg zur Meisterschaft erstreckt sich über viele Jahre." Dabei sind die Objekte insbesondere vor dem Brennen überaus fragil. Eine Arbeit die keine Eile erlaubt. Daher sind gute Dreher auch rar und Produktionsmengen limitiert.
Jedes einzelne Stück durchläuft zwischen zehn bis zwölf Arbeitsschritte, während derer immer etwas schiefgehen kann. Beim Arbeiten mit dem anspruchsvollen Material Porzellan müsse man stets vollkommen präsent und aufmerksam sein, betont sie.
Aus Schonungen bei Bamberg stammt die Porzellanmacherin und durchlief ihre Ausbildung zur Keramikerin in einer traditionellen Werkstatt, in der sie das Handwerk noch ganz solide von der Pieke auf erlernte. Später schloss sie ein Kunststudium an und arbeitete parallel für viele renommierte Werkstätten. 2011 mietete sie in Berlin zunächst eine kleine Hinterhof-Werkstatt, bevor sie zwei Jahre später das heutige Atelier eröffnete.
Seither ist viel passiert. So steht ihr Porzellan heute auf den Tischen von Sterne-Restaurants, wie dem Einsunternull oder sie hängt in Form von Porzellandetails an Kleidungsstücken des international erfolgreichen Designers Hien Le. Magazine und Kataloge verwenden ihre Arbeiten bei Fotoproduktionen oder präsentieren beispielsweise feinste Patisserie darin.
Regelmäßig findet sie bei renommierten Design-Preisen, wie dem German Design Award, dem Landespreis Gestaltendes Handwerk oder dem Deutschen Designer Club auf den ersten Plätzen Beachtung. Nun gehen Arbeiten von Schoemig im Zuge der Ausstellung "Handmade in Germany Worldtour" sogar auf Reisen, jüngst in New York und demnächst in Kopenhagen.
Aber auch Nachhaltigkeit ist Claudia Schoemig ein großes Anliegen. Und so verarbeitet sie, wo immer möglich, Material mit kurzen Transportwegen, lässt Kartonagen aus Recycling-Papier in Berlin fertigen und betreibt ihre Öfen mit Ökostrom. Die Holzwolle für den weltweiten Versand bringt sie eigens aus ihrer Heimat, dem Steigerwald, mit.
Lediglich große Stücke muss sie noch in Bläschenfolie versenden. Dabei ist das fertige Porzellan, entgegen seines Rohzustandes sogar überaus strapazierfähig und obendrein spülmaschinengeeignet. – Das Stöbern im Berliner Showroom lohnt sich übrigens auch sehr!
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