Täglich ab 18 Uhr
Orania Berlin
Oranienstraße 40
10999 Berlin-Kreuzberg
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Ihr Ruf eilt ihr Voraus: Jonas Zörner etwa nannte sie Anfang des Jahres eine der besten Peking Enten in Berlin. Wenngleich die XBerg Duck im Orania Berlin auf einen anderen Namen hört. Nun durften wir sie endlich auch einmal probieren.
Mitten im Herzen Kreuzbergs direkt am Oranienplatz liegt das Orania Hotel in einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem Jahr 1913: 41 Zimmer, ein Literatursalon, eine Bar, das Restaurant. Jenes ist zweifelsfrei als zentrales Element des Orania zu begreifen, einen Ort der kulturellen wie kulinarischen Begegnung hat man hier geschaffen. Immerhin ist Küchenchef Philipp Vogel ganz nebenbei auch Geschäftsführer.
Für sein kulinarisches Können heimste er im Jahr 2014 bereits einen Stern ein, bewies sein Händchen in renommierten Restaurants in Shanghai über London und Wien. Sein Küchenstil beläuft sich auch im Restaurant des Orania vor allem auf die Kunst der Verfeinerung des Elementaren und der Beschränkung auf wenige Zutaten. Das gilt insbesondere, wenngleich nicht ausschließlich für die XBerg Duck.
Elegante bunte Schals trennen die unterschiedlichen Restaurantbereiche, in einer halben Stunde beginnt die Band. Auf einer kleinen Konzertbühne mit Steinway Flügel treten sechs Mal die Woche Berliner Musiker:innen unterschiedlichster Couleur auf. Der Berliner Pianist Matti Klein kuratiert auf der Orania.Stage in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre ein innovatives und vielfältiges Programm mit den Stars der Jazz-, Soul-, Pop- und Weltmusik-Szene in Berlin.
Heute ist es Jazz und das passt wunderbar in die kosmopolitische Atmosphäre. Wir nehmen Platz in der vordersten Reihe. Nicht zur Band – nein, Sie kennen uns im Orania besser – wir sitzen direkt an der offenen Küche und dürfen dem Küchenteam beim werkeln zusehen. Die vorbereiteten Enten hängen dort bereits an Metallhaken bereit, in einem speziellen Ofen werden sie bei 300C° gegart, nachdem sie vorab mehrere Tage trocknen durften. Ihre Haut, das ist der wichtigste Part des ehemaligen kaiserlichen Gerichts, bläht sich auf, wird unglaublich knusprig und nimmt die typische, glänzend rote Farbe an.
Uns erwartet ein Dinner in vier Akten. Traditionelle Serviermethoden treffen auf moderne Variation. Anders als bei einer klassischen Pekingente, serviert man uns zu allererst eine unglaublich intensive und köstliche Dashi-Brühe. Dazu ein Dim Sum, zubereitet und gefüllt mit den Innereien der Ente, die in folgenden Gänge nicht verwendet werden – hier kommt nichts weg.
Es folgt der bereits angekündigte zweite (und vielleicht beste?) Teil des Abends: Die herrlich knusprige Entenhaut. Nicht allerdings ohne vor einmal die wie poliertes Kirschbaumholz glänzende Ente im Ganzen zu präsentieren – so gehört es sich einfach, bevor die Haut auf unsere Teller wandert. Jeder einzelne Handgriff sitzt, so fachmännisch wird die Haut bei Tisch tranchiert – auch das gehört sich so.
Serviert werden die zarten Stücke ganz klassisch mit crepeartigen Weizenpfannkuchen, die man sich selbst zusammenrollt, nebst Gurke (in einer herrlichen Erdnusssauce) sowie einer wunderbar fruchtigen Hoisin Sauce. Allerlei kleine Schälchen mit Ingwer, Frühlingszwiebeln und Co stehen zum weiteren Verfeinern bereit. Mit der Hand zu essen ist ausdrücklich erlaubt; auch feuchte Handtücher sind bei Tisch.
Dazu kredenzt man einen auf Schiefer gewachsenen Riesling mit einer schönen Restsüße, die die vielen intensiven Aromen, die da vor uns auf dem Tisch bereits stehen, wunderbar ummantelt. Die zarten Entenhauttranchen sind tatsächlich zum Schwärmen, wir verstehen, warum sie eine Leibspeise des chinesischen Kaisers gewesen sein soll.
Wir verstehen indes nicht, warum man den Rest verschmähen sollte. Denn was folgt ist nach Adam Riese der dritte Teil unserer XBerg Duck. Im gleichen Zuge müssen wir in Frage stellen, ob die Haut tatsächlich der beste Teil ist, oder ob wir diese Aussage angesichts der gegrillten Entenbrust noch einmal revidieren.
Hier zeigt sich die herrliche Konsistenz der Ente: etwas fett, dadurch unglaublich zart und saftig wird sie lediglich von etwas (genialem) Pak Choi begleitet. Dieses Gericht hat alles, was man sich wünscht. Ein Glas Saint-Émilion Grand Cru passt wunderbar, angesichts der exzellenten Entenbrust lassen wir ihn beinah links liegen.
Da eine Ente aber natürlich nicht nur aus Haut und Brust besteht, landet das Fleisch der Keule im Fried Rice des vierten Akts. Jener ist derart knusprig geraten, dass er ein wenig an Rice Krispies erinnert, was ihn nicht weniger schmackhaft macht. Rohes Eigelb sorgt für eine wunderbare Bindung, der Premium Sake, der uns dazu serviert wird, schafft es dann auch, es mit dem Eigelb aufzunehmen – das gibt einen sehr harmonischen Abschluss ab.
Am Ende des Abends verknuspern wir lediglich noch unsere (unverschämt leckeren) Glückskekse, nach vier XBerg Aufwartungen ist für mehr kein Platz. Was die Glückskekse offenbaren, bleibt ein Geheimnis. Der Ruf der Orania XBerg Duck indes ist das längst nicht mehr! Zu Recht.