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Ideal und Alltag Wenn Start-Ups ihre Entscheidungswege klären

Montag, 15. September 2025

Über die Autorin

Zoë Schlär ist seit fast 20 Jahren Mediatorin und versteht sich als Übersetzerin in Konfliktsituationen – sowohl im Beruflichen als auch im Privaten. Zudem ist sie Ausbilderin für Mediation, Trainerin und Systemischer Businesscoach. Für Creme Guides schreibt sie über festgefahrene Situationen, neue Begegnungsräume und das gegenseitige Verstehen, um nachhaltige Veränderung zu erreichen.

Vier Menschen, eine Vision. Was so leicht klingt, ist in der Praxis oft ein filigranes Geflecht: Freundschaft, Arbeit, Werte, Ambitionen und alles soll gleichzeitig Platz finden. Corinna hat das Start-Up gegründet, getragen von dem Wunsch, mit einer neuen Methode etwas zu schaffen, das Menschen stärkt und ihnen guttut. Nachhaltigkeit, Sinn und ein klarer Wertekompass bilden die Grundlage, die von Anfang an alle anzog: Tom, Andreas und Pia.

Die kleine Firma arbeitet bewusst jenseits klassischer Hierarchien. Jede und jeder bringt die eigenen Stärken und Interessen ein, die Aufgaben wachsen entlang der Fähigkeiten. Vieles geschieht remote, Treffen in Präsenz sind selten. Man kennt sich auch privat, teilt Freundschaften, und Andreas und Pia sind ein Paar. All das ist Bereicherung und zugleich Stoff für Reibung.

Irgendwann wird spürbar, dass die gemeinsame Vision zwar trägt, es im Alltag aber Orientierung braucht. Wer entscheidet eigentlich was? Welche Verantwortung liegt bei wem? Besonders an Corinna, als Gründerin und Geschäftsführerin, werden Erwartungen gerichtet, die mal zu groß, mal zu klein erscheinen. Und was ist mit ihren eigenen Erwartungen an sich selbst? Andreas und Pia treten nach außen stets als Einheit auf, was bei Abstimmungen für Verwirrung sorgt.

In einem gemeinsamen Team-Coachingprozess wurde deshalb das offengelegt, was bisher nur implizit mitschwang: Entscheidungen unterscheiden sich. Manche erfordern lediglich eine Information und sind klare Führungsentscheidungen, die getroffen und kommuniziert werden. Andere brauchen Konsultation, das heißt, Corinna entscheidet, aber nach Beratung und abgestimmtem Blick aus dem Team, denn die Expertise von allen ist gefragt und ermöglicht ein Einbeziehen weiterer Perspektiven. Und wieder andere sollen gemeinsam getragen werden und sollen von daher möglichst konsensual als echte Gemeinschaftsentscheidung getroffen werden. Diese Dreiteilung wurde zur Leitlinie, an der sich nun alle orientieren:

  • Information
  • Konsultation
  • gemeinsame Entscheidung.

Es war ein Prozess, der nicht nur Strukturen klärte, sondern auch Beziehungen. Die Gruppe stellte sich der Aufgabe und am Ende stand keine Einschränkung, sondern Erleichterung. Alle wissen nun, wann die Geschäftsführerin entscheidet, wann das Team beratend hinzugezogen wird und wann alle gemeinsam das Ruder in die Hand nehmen und diese Klarheit sorgt für Entspannung.

Aus Spannungen wurden Vereinbarungen. Aus Unsicherheit entstand ein neues Gefühl von Sicherheit. Und vielleicht ist es gerade diese Balance zwischen Idealismus und Struktur, die ein junges Unternehmen braucht, um wirklich zu wachsen und dabei den eigenen Werten treu zu bleiben.

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