Hilton Vienna Plaza Le Petit Chef tischt auf

Sechs Zentimeter groß, den blonden Schopf unter einer hohen Kochhaube gebändigt, leicht tollpatschig, aber sehr charmant – das ist „le petit chef“, der vermutlich kleinste Koch der Welt. Fünf Mal die Woche tischt er im Hotel Hilton Vienna Plaza auf.

Das Menü: Natürlich französisch inspiriert, denn dort kommt er her, wie er uns mit leicht französischem Akzent (fast so charmant, wie jener meines französischen Begleiters) erklärt.

Bevor es aber mit dem Essen losgeht, dürfen wir dem Chef erstmal bei den Vorarbeiten zusehen: Das Licht wird gedimmt, die weiße Tischdecke verwandelt sich in einen grünen Gemüsegarten. Das kleine Männchen streut samen, gießt, rupft riesige Radieschen aus der Erde und wirft sie schwungvoll auf unserer Teller.

Aus dem Gewächshaus holt er Salat und Kräuter und – nach einem kurzen Zweikampf mit einem Maulwurf – rollt noch eine Kugel Käse dazu.

Möglich machen das Schauspiel die in den Lampenschirmen versteckten Diaprojektoren und ein schummriger, mit holzvertäfelten Wänden verzierter Raum im hinteren Teil des Hotels. Während wir unsere Vorspeise essen – Burrata mit Rucolasalat und Parmesan-Chip – darf der Chef verschnaufen.

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Aufgegessen und abgeräumt, verwandelt sich der Tisch dann in tiefblaues Wasser. Allerlei Meerestiere werden herausgefischt, wobei der kleine Chef mehr als einmal baden geht. Am Ende aber bringt er seinen Fang sicher zurück, sodass wir uns über eine Bouillabaisse freuen dürfen.

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Der Franzose am Tisch schwärmt von der cremigen Rouille: „Musst du probieren“, sagt er und reicht mir seinen Löffel, denn ich habe Kürbiscremesuppe, die es als vegetarische Option gibt.

89 Euro kostet das fünf-gängige Menü in der vegetarischen Variante. 119 mit Fleisch und Fisch. Zum Hauptgang gibt es – klassisch französisch – rosa gegrilltes Fleisch mit Kartoffeln und Karotten.

Der kleine Chef muss an dieser Stelle noch üben. Sein Fleisch gerät arg dunkel (um nicht zu sagen: kohlrabenschwarz) auf dem Grill. Das Küchenteam im Hilton Vienna Plaza aber greift ihm unter die Arme und brät das rôti de boeuf auf den Punkt.

Beim Dessert wird nochmal mit dem Feuer gezündelt. Das Ergebnis: Crème Brûlée mit knisternd-krosser Zuckerhaube. Bevor wir das Lokal verlassen noch die Bitte: „Schauen Sie einmal in Ihre Taschen – nicht, dass sich der kleine Chef darin versteckt hat!“ Ach, denke ich mir – gegen so einen kleinen Küchenhelfer hätte ich eigentlich nichts einzuwenden.

Verena Carola Mayer

Autorin Wien & Berlin