Der Seehof in Goldegg
Hofmark 8
5622 Goldegg, Österreich
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Die schönsten Entdeckungen macht man in der Provinz. In der Abgeschiedenheit entsteht oft etwas Unnachahmliches und dabei zutiefst Menschliches, welches wir dem wilden Wesen unangepasster Hoteliers zu verdanken haben. Kommen Sie mit nach Goldegg im Salzburger Land, vor dem Eingang zum Gasteiner Tal.
Sicher kennen Sie das mondäne, längst wiedererwachte Bad Gastein mit seiner grandiosen Belle Epoque-Attitude. Ein feiner Ort, um sich ein wenig selbst so zu fühlen. Ganz anders verhält es sich mit dem bescheidenen Dörfchen Goldegg, das sich unweit von der Stadt Salzburg an den Fuß der Hohen Tauern schmiegt. Im Herzen ein mittelalterliches Schlösschen sowie ein Schilf gesäumter Moorsee mit einem einzigen privaten Badesteg. Wie Sie zu einem Schlüssel für diesen kommen, verraten Ihnen die folgenden Zeilen.
Goldegg ist Heimat der Familie Schellhorn. In dritter bald vierter Generation führt sie das Hotel Der Seehof. Eigenwillig, als einen Ort der Brüche und Kanten, Annehmlichkeiten und Überraschungen. Einlassen muss man sich mit allen Sinnen und Verstand.
Schau uns an fordern die zahlreichen Kunstwerke in Zimmern und Fluren, im Salon oder der Bar. Die Schellhorns lieben die Kunst und die Kunst liebt sie. Es kommt nicht von ungefähr, dass sie auch das Restaurant M32 im Museum für moderne Kunst auf dem Salzburger Mönchsberg führen. Ölbilder der Künstler Hubert Scheibl, Maria Lassnig, Peter Baldinger, Martha Jungwirth, beleben die Wände, des 1727 erbauten Gemäuers. Auch die zarten Marylin-Portraits des Fotografen Bert Stern. Erst kürzlich haben Gäste ein wandfüllendes Bild vom Überkünstler Hermann Nitsch aus dem Restaurant herausgekauft.
Sie merken schon, das Hotel ist nichts für Kunstbanausen und intellektuelle Weicheier. Die gesamten Suhrkamp-Editionen sind über die drei Etagen des Hauses verteilt und zeugen vom forschen Geist der Gastgeber und ihren Freundschaften mit namhaften Verlegern und Autoren. „Unsere Gäste rechnen damit, dass Ihnen gelegentlich Herz und Hirn aufgerissen werden, damit Luft und Licht hineinkommen.“, so der Hausherr Sepp. Daher nicht wundern, dass die Schellhorns szenische Lesungen unter dem Titel „Verstörendes“ offerieren. Vorgetragen beispielsweise von der Burgschauspielerin Bibiana Beglau.
So viel kultureller Input muss erst mal verdaut oder weggeschlemmt werden - am besten am Chef’s Table in der Küche. Köstlich war es, was das junge Team rund um Sepp Schellhorn serviert hat: Beim Kalbshirn mit rohem Biodotter musste ich kurz aussteigen, ansonsten wurde vom Amuse- Bouche bis zum Dessert große Küche zelebriert. Die Weine dazu, -überwiegend Österreicher wie z.B. ein „Ringelspiel“ – Gemischter Satz – von Jutta Ambrositsch, ein „Himmel auf Erden“ von Christian Tschida oder ein Querschnitt Blauburgunder&Co vom Weingut Kolfok, souverän kuratiert vom ältestens Sohn des Hauses, Johannes Schellhorn, der in Berlin in seiner eigenen Weinbar namens „Freundschaft“ ausschenkt.
So viel gute Tropfen können einem schon die Sinne vernebeln und die Sterne am Goldegger Firmament wie Diamanten funkeln lassen. Sei es drum. Verlangen Sie am nächsten Morgen Ihren Schlüssel zum Badesteg am See, tauchen Sie unter und mit einem klaren Kopf wieder auf und lassen Sie sich vor allem eines an diesem Ort: berühren und von Musen küssen.