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Yayoi Kusama Die große Retrospektive im Gropius Bau mit digitalem Angebot

Mittwoch, 05. Mai 2021
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Als die am 23.4. mit Spannung erwartete Retrospektive “A Bouquet of Love I saw in the Universe“ der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama eröffnete und gleich am nächsten Tag Corona-bedingt schon wieder schließen musste, war die Enttäuschung groß. Es ist auch etwas schwierig nachzuvollziehen, warum Galerien mit vorheriger Anmeldung besucht werden können, aber viel größere, weitläufigere Gebäude wie die Museen dieser Stadt oder eben Institutionen wie der Gropius Bau nicht.

Aber gut. Es ist wie es ist. Soviel sei versprochen: die Retrospektive, die erste überhaupt von Yayoi Kusama in Deutschland, ist eine wirkliche Wohltat für sein Publikum, egal welchen Alters, Kunstkenner:innen oder Laie. Denn Kusamas Geschichte und Lebensweg beinhaltet universelle Themen, die wir nicht nur alle kennen, sondern die uns auf die ein oder andere Weise nah sind und berühren.

Die große Retrospektive im Martin Gropiusbau

Yayoi Kusama_ Eine Retrospektive, Installationsansicht, 2021, Gropius Bau (5)

Ein Leben und Werk voller Hürden

Kusama, die heute die erfolgreichste lebende Künstlerin der Welt ist, musste in Ihrem Leben und Werk unzählige Hürden überwinden, wie das Trauma, während des Zweiten Weltkriegs in Japan in einer dysfunktionalen Familie aufzuwachsen. Kusama erlebte Sexismus und Rassismus im Kunstbetrieb, sie arbeitet außerdem Zeit Ihres Lebens mit und trotz einer psychischen Erkrankung, die sie immer zur Außenseiterin machte.

Als sie in den 1970er nach erfolgreichen, aber auch Kräfte zehrenden Jahren in New York und Europa permanent nach Japan zurückkehrte, verschlechterte sich ihr psychischer Zustand. Im Jahr 1977 beschloss sie deswegen dauerhaft in einer psychiatrischen Klinik in Tokio zu leben, wo sie, wie in ihrem Studio, bis heute tätig ist.

Yayoi Kusama, Kusama Fashion in ihrem Studio, New York, 1968

EIn enormes Vermächtnis

Und trotzdem, oder auch vielleicht genau deswegen ist es ihr gelungen ein enormes Vermächtnis über den Zeitraum von sechs Jahrzehnten zu schaffen, das weit über ihre weltbekannten Infinity-Spiegelräume und immersiven Polka-Dot-Installationen hinausgeht. Es gibt neben ihren Gemälden, Skulpturen, Installationen auch ihre fantastische Mode aus den späten 60er Jahren, ihre Self-Obliteration-Happenings, die erste schwule Hochzeit in New York, die ein Kusama Event war, ihre Poesie und auch ihre Romane zu entdecken.

Das digitale Angebot des Gropius Bau zur Retrospektive

In Hinblick auf diese Vielzahl an Themen, die Kusamas Schaffen so relevant und nahbar machen, könnte man die momentane Schließung der Show auch von einer anderen Seite sehen. As you know, everything happens for a reason. Denn jetzt haben wir vorab die Möglichkeit, in aller Ruhe das ausführliche digitale Angebot des Gropius Bau zur Retrospektive in Anspruch zu nehmen: wie beispielsweise die Yayoi Kusama Leseliste für Familien, das Programm inklusive Hörspiele und Workshops für Kinder und Jugendliche,  die digitale Eröffnung oder das sehr empfehlenswerte Interview mit der Direktorin des Gropius Bau Stephanie Rosenthal, in dem sie fünf Fragen zu den bahnbrechenden Interventionen von Kusama beantwortet.

Foto_ Luca Girardini (2)

Ein intensives Erlebnis

Dieser Raum und die Zeit, um tief in Kusamas Welt und Wahrnehmung einzutauchen, ist nicht nur angemessen, sondern auch ein Geschenk. Und dies wiederum wird den Besuch der Ausstellung, welche mit ihrer Kindheit, frühen Malerei und ersten Ausstellung aus dem Jahr 1952 ihren Anfang nimmt und im finalen Raum der Retrospektive mit ihrer andauernden, in 2009 gestarteten, berührenden und höchst intensiven Serie “My eternal soul“ endet. In Petersburger Hängung umhüllt sie die Besucher:innen wie eine farbige Wolke und ist ein wahres Kaleidoskop an Formen, Netzen, Punkten, Gesichtern, ja dem Alpha und dem Omega dieser Existenz, das einen umschließt und wieder ins Leben entlässt.

Und spätestens dann spüren wir, Kunst kann heilen, uns am Leben erhalten und uns eindrucksvoll daran erinnern, dass, wir alle Teil des Universums und miteinander verbunden sind. Kusama und Ihr Werk ist nicht nur ein Wunder, sondern das beste Beispiel dafür was es bedeutet ein Mensch und am Leben zu sein:

Yayoi Kusama, Infinity Mirror Room – Phalli’s Field, 1965 Installation, Mixed Media

A personal message from Yayoi Kusama to her audience at the Gropius Bau

I have devoted my entire life to painting and creating, putting it all on the line each day as I rise to the challenge of art.

My art, which is everything to me, is ever aflame with infinite love for the universe. And this wonderful fire still burns.

To flash through time unto death, and then to live on forever, a paean to beautiful love for the glory of humankind: such is the highest aspiration of my art.

Having offered up heart and soul to the universe, devoted to this mystery of artistic creation and mindful of it all that is here in this very moment, I invite you to stop and see for yourselves.

Yayoi Kusama

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