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Gallery Weekend 30. April bis 2. Mai 2021 in Berlin

Mittwoch, 28. April 2021

Öffnungszeiten

30.April bis 02.Mai

In Vorbereitung auf diesen Beitrag, der sich natürlich um das Gallery Weekend drehen sollte und wird, gibt es wie immer vor diesem besonderen Wochenende, ein ganz bestimmtes Déjà-vu Gefühl. Meine Theorie ist, dass sich die Intensität des Déjà-vus mit jeder Wiederholung des Erlebten noch verstärkt. "Bereits gesehen" bedeutet die Phrase aus dem französischen wörtlich übersetzt. Wenn es um das Gallery Weekend geht, kann das durchaus mal vorkommen, erleben tun wir es aber jedes Mal aufs Neue und das besonders intensiv.

Alle Jahre wieder sichten wir vorab Ausstellungen, Künstler:innen, Projekträume, Galerien, Institutionen, erstellen Pläne wie wir diese in möglichst sinnvoller Reihenfolge besuchen können. Pläne, die spätestens am zweiten Tag wieder über den Haufen geworfen werden. Man ruft sich auf der Straße in tausendundeiner Begegnung hektisch zu, wo man gerade herkommt oder hingeht, die Schuhe drücken, aber dieses eine Opening muss unbedingt noch sein, hast du schon von … gehört?

Seit nunmehr 17 Jahren strotzt Berlin am letzten-April/ersten-Mai-Wochenende nur so von Besucher:innen aus aller Welt und Kunst, die zu keinem anderen Zeitpunkt in dieser Stadt so allgegenwärtig, ja beherrschend, ist. Manche bezeichnen es als einen Zirkus, und sie haben ja auch recht: Es ist eine herrlich-absurde, denn so komprimierte, Kunst-Explosion verteilt auf drei Tage und sehr lange Nächte. Ein Overload an Eindrücken in jeglicher Form, – gut, herausragend, überraschend, enttäuschend, sensationell, neuem und altbekanntem – dass einem im Vorübergehen milde lächeln lässt, weil “bereits gesehen“.  Wer nach dem Gallery Weekend nicht erschöpft ist, war nicht wirklich dabei.

Inwieweit wir dieses Jahr die Ausstellungen der 49 teilnehmenden Galerien besuchen können, hängt davon ab, ob der Inzidenzwert unter 150 bleibt. Heute, Dienstag, den 27.4. 2021 liegt er bei 137.9 - es könnte also (wieder mal) knapp werden. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, deswegen gibt es hier schön zusammengefasst alles, was man wissen muss. Denn wir Berliner:innen finden eigentlich immer einen Weg!

Also los geht es: Wer eine Galerie besuchen möchte, braucht einen tagesaktuellen (nicht älter als 24 Stunden) negativen Corona-Test und kann diesen vorab kostenlos unter test-to-go.de buchen. Wer es zeitlich nicht schafft, dem sei das exzellente digitale Angebot aller Ausstellungen und teilnehmenden Künstler:innen ans Herz gelegt, die auf der Gallery Weekend Website präsentiert werden.

Nähere Details zu den einzelnen Orten finden Sie über das Anklicken der orange markierten Namen!

Gerwald Rockenschaub, Photo_ Patxi Berg, Berlin

Ebensperger und Mehdi Chouakri

Zu sehen gibt es zum Beispiel Heiner Franzen, der die labyrinthgleichen Galerieräume bei Ebensperger in eine einzige begehbare 8-kanal Projektion verwandelt, bei Mehdi Chouakri zieht Gerwald Rockenschaub die Aufmerksamkeit mit gestochen klaren Formen und knalligen Farben auf sich.

Yeesookyung, Past Life Regression Painting – Two Different Possibilities, 2016, Courtesy the artist  Yeesookyung, Photo_  Yang Ian

“L’Invitation au voyage“ bei Esther Schipper

Ein absolutes Ausstellungs-Highlight über mehrere Generationen und künstlerische Ansätze hinweg mit Werken von insgesamt 15 Künstler:innen aus der historischen Avantgarde bis hin zu zeitgenössischen Praktiken gibt es in der Gruppenausstellung “L’Invitation au voyage“ bei Esther Schipper. Es geht um Arbeiten, die an den Grenzen der Realität zerren und uns einen Einblick in Welten geben, die an der Schwelle des Realen existieren. Sign us up!

Alvin Baltrop, “The Piers (man sitting on windowsill)”, n.d. (1975-1986). Courtesy Galerie Buchholz, BerlinCologneNew York

Alvin Baltrop in der Galerie Buchholz

Oder die analogen Fotografien des afro-amerikanischen working-class Fotografen Alvin Baltrop (1948-2004), die zu seinen Lebzeiten völlig unbekannt waren und erst in den letzten Jahren u.a. im MomA oder dem Bronx Museum gezeigt wurden und nun in Berlin in der Galerie Buchholz.

Baltrop fotografierte in den 70er und 80er Jahren vor allem um die heruntergekommenen Hudson River-Pfeiler herum, die neben dem Greenwich Village und dem Meat Packing District liegen. Diese Pfeiler waren damals ein Ort, an dem sich Männer trafen, die Sex suchten, sich sonnten, ein provisorisches Zuhause bauten oder einfach nur rumhingen und die Pracht der Industrieruinen in sich aufnahmen. Es war ein gefährlicher Ort, aber auch einer des Vergnügens und der Freiheit.

Richard Sides, IMPERIAL WEATHER, 2017, video still. Courtesy the artist and CarlosIshikawa, London

Galerie Schiefe Zähne

In der Galerie Schiefe Zähne hat Richard Sides ein Wandbild gemalt, das sich über den gesamten Raum erstreckt und als Hintergrund für seine neuen Arbeiten dient, die unter anderem einen gefunden Drucker, Collagen und einen Roboterhund beinhalten.

Wir könnten noch ewig so weitererzählen, denn auch in diesem Jahr quillt das Gallery Weekend nur so von Leben, Geschichten und Kunst über. Und wenn wir innehalten und an all das Denken, dann können wir sie in uns spüren, diese Fülle an Kunst. Egal ob digital oder analog, die Kunst existiert, sie ist da, genauso wie das alljährliche Kribbeln im Bauch vor dem Gallery Weekend.

Und wir danken allen teilnehmenden Galerien und Künstler:innen, Organisator:innen und Unterstützer:innen, die uns dieses herrliche Déjà-vu Feeling geben, das allen Umständen zum Trotz und über einen Lockdown hinaus existiert. Es ist genau dieses wilde, aufregende, immer wieder überraschende Gefühl, welches Kunst in uns auslöst. Das, was sie systemrelevant (was für ein Un-Wort!) macht – Gallery Weekend wir kommen!

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