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Black History Month Achan Malonda, School of Resistance & Rituals

Mittwoch, 24. Februar 2021
Kultur

Warum fällt es uns so schwer über Rassismus zu sprechen? Da hört man oft, ich will nichts Falsches sagen, keine Fehler machen. Verständlich – klar – aber auch sehr, pardon, bequem. Natürlich ist es anstrengend, sich damit auseinanderzusetzen und nicht nur die eigene eurozentrische* Prägung zu erkennen, es ist zudem die vorherrschende Struktur und Realität in der Kunst- und Kulturszene.

Nehmen wir mal ein konkretes Beispiel. Die Sängerin, Moderatorin und Aktivistin Achan (sprich Aischan) Malonda ist deutsch und Schwarz. Wenn es um ihre Musik geht, wird automatisch angenommen, dass sie HipHop oder RnB mache. Malonda singt aber auf Deutsch. Hildegard Knef zählt zu ihren Idolen und als Mädchen war sie 13 Jahre lang im Essen-Steeler Kinderchor. Wir erkennen, es ist unsere eurozentrische Sichtweise, die sofort die Schublade in unserem Kopf aufmacht: Schwarze Frau mit funky Braids: Klar, HipHop! 

*Eurozentrismus ist eine Weltanschauung, die sich auf die westliche Zivilisation konzentriert, oder eine voreingenommene Sichtweise, die sie gegenüber nichtwestlichen Zivilisationen bevorzugt.

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Kulturfindetstadt (54)

Ein Austausch mit Achan Malonda

Dazu sagt Achan Malonda im Vorgespräch für diesen Beitrag: „Es geht darum, genau diese falsche Wahrnehmung und damit verbundene Vorurteile zu identifizieren. Als weiße Person zu verstehen, was es wirklich bedeutet, weiß und deutsch zu sein. Diese eigene Positionierung zu benennen.“

Wir alle wollen als Individuum wahrgenommen werden. Warum aber wird das oftmals nur weißen Menschen zugebilligt? „Die Strukturen in der Kunst- und Kulturszene sind weiß und männlich. Da werde ich nicht als Individuum oder Schwarze, queere Frau wahrgenommen, sondern zuallererst nur als Körper.“ so Achan Malonda. 

Kein gutes Gefühl, oder?

Kulturfindetstadt (59)

“Rituals“ in der Alpha Nova Galerie Futura

Was uns direkt zur aktuellen Film Reihe “Rituals“ in der Alpha Nova Galerie Futura bringt. Denn auch die drei Schwarzen Frauen und Berlinerinnen, Lee, Caritia und Goitseone reden hier in einem 20-minütigen Dokumentarfilm über ihre Erfahrungen als Schwarze Körper im deutschen Gesundheitswesen und dokumentieren dabei auch ihre individuellen Pflegepraktiken.

Es geht aber auch darum, wie sie Heilung für sich selbst und für andere außerhalb finden – dafür Danke! Klingt nach einer sehr guten Gelegenheit zuzuhören: Das beste Mittel überhaupt für gute Kommunikation, Verständnis und Mitgefühl, weil ich so nicht nur besser nachvollziehen kann, wie die Realität der Person of Color vor mir aussieht, sondern im Umkehrschluss auch besser verstehe, was White Privilege wirklich bedeutet und beinhaltet. Zuzugeben das einem solche Gespräche (noch) schwer fallen ist völlig in Ordnung. Das sollte uns aber nicht davon abhalten sie zu führen.

Kulturfindetstadt (58)

“School of Resistance“ an der Akademie der Künste

Der schweizerische Regisseur, Autor und Intendant des NTGent (Stadttheater Gent) Milo Rau ist schon einen großen Schritt weiter, denn wie heißt es schon so schön in Jane Austens Sense and Sensibility, aus dem Jahr 1811: "Es ist nicht das, was wir sagen oder denken, was uns definiert, sondern das, was wir tun." So etwas in der Art hat sich Rau, den Kritiker als den „einflussreichsten“ (Die Zeit), „meistausgezeichneten“ (Le Soir), „interessantesten“ (De Standaard), „umstrittensten“ (La Repubblica), „skandalösesten“ (New York Times) und „ambitioniertesten“ (The Guardian) Künstler unserer Zeit bezeichnen, wahrscheinlich auch gedacht: Im Mai 2020 gründete Milo Rau, sein 2007 bereits gegründetes IIPM und das NTGent die „School of Resistance“. 

Diese quasi symbolische Institution der Zukunft findet vom 24. bis 28. Februar 2021 an der Akademie der Künste in Form von Live Streams sowie Filmvorführungen statt! Die Debatten haben ihren Ausgangspunkt in den sechs filmischen Arbeiten von Milo Rau die gezeigt werden: The Last Days of the Ceausescus (2009/10), The Moscow Trials (2014), The General Assembly (2017), The Congo Tribunal (2017), Orestes in Mosul (2020) und The New Gospel (2020).

Es geht um Fragen wie „Wie kann Kunst auf Zustände der Krise reagieren oder zu Strategien des Widerstands beitragen?" Und – hier schließt sich der Kreis dieser Kolumne – „Wie kann globale Kunst gleichberechtigt und nachhaltig sein?”

Eines steht fest: die Filme das Kongo Tribunal und das Neue Evangelium, aber auch Orest in Mossul bilden eine ausgezeichnete Möglichkeit, die gewohnte eurozentrische Weltsicht für einige Stunden zu verlassen und in die afrozentrische einzutauchen. Erweiterung des Horizonts auf allerhöchstem Niveau inklusive. Die Akademie der Künste weiß das natürlich und kann zu Recht stolz darauf sein, Milo Rau und seine “School of Resistance“ in Berlin begrüßen zu können.

Wir schließen den Black History Month mit einem Zitat des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier aus dem Juni 2020 ab, das gleichzeitig als Devise für die Zukunft den Weg vorgeben soll: "Es reicht nicht aus, 'kein Rassist' zu sein. Wir müssen Antirassisten sein!"

Besonderer Dank geht an Achan Malonda für Ihre Zeit, Einsichten und Verständnis!

P.S.: Das Titelbild dieser Kolumne ist von Megan Gabrielle Harris, einer multidisziplinären, Künstlerin aus Sacramento, Kalifornien, deren Malerei aktuell auf Artsy in der von Isis Davis-Marks kuratierten Gruppenausstellung: Subject Matters: Black Feminist Visions vorgestellt wird!

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