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Alter jüdischer Friedhof Ein magischer Ort

Mittwoch, 01. März 2017
Karte

Adresse

Alter jüdischer Friedhof
Simmeringer Hauptstraße 234
Wiener Zentralfriedhof 1. Tor
1110 Wien-11. Bezirk
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Das Außergewöhnliche am Wiener Zentralfriedhof ist, dass er eine Ruhestätte für alle Konfessionen bietet. Hier zeigt sich die Stadt im schönsten aller ihrer Gewänder – weltoffen!

Ein Ort, den ich erst nach zehn Jahren in Wien hier entdeckt habe und seitdem zu meinen allerliebsten zähle, ist der alte jüdische Teil des Zentralfriedhofs. Es ist ein faszinierender Platz, der eine ganz besondere magische Ruhe ausstrahlt.

Die Wiener Morbidität treibt es hier an die Spitze. Dieser Teil des Friedhofs bleibt wie er ist. Er wird nicht oder nur sehr wenig von Menschenhand eingeschränkt. Umgestürzte Grabsteine, offene Gruften, Efeuüberwucherte Grabpaläste – das alles und noch viel mehr gibt es hier zu bestaunen.

Zu Beginn meines Spaziergangs, gleich rechts nach Tor Eins, stoße ich auf die Gräber von Torberg und Schnitzler. Ein Hauch der goldenen Zeiten Wiens umgibt mich. Eine Karte ist nicht notwendig – die kleinen Wunder begegnen einem ganz unvermittelt.

Alter jüdischer Teil des Zentralfriedhofs Wien-2
Alter jüdischer Teil des Zentralfriedhofs Wien-4
Alter jüdischer Teil des Zentralfriedhofs Wien-3

Die Begrenzung der Jahreszahlen bringt mir die grausame Vergangenheit plastisch vor Augen. Die Leben von edlen Märtyrern, den selbstlosesten Menschenfreunden, Rechnungsrats-Gattinnen, Frauenwürden, den treuesten und liebevollsten Gatten, den besten Vätern, Gerichts-Advokaten, Generalsekretären, Universitätsdozenten und Ehrenbürgern haben hier ihre letzte Einkehr gefunden. Man taucht in die Welten von Amalie, Isidor, Etelka, Ignaz, Josefa, Rosalia und Ladislaus.

Das großartig Unwirkliche dieses Ortes wird durch ein hohes gleichmäßiges Rauschen noch verstärkt. An diesem Januarvormittag streicht ein stürmischer Wind über die Gräber. Keine Menschenseele begegnet mir. Und trotzdem fühle ich mich ganz plötzlich beobachtet.

Ein Blick nach rechts, zwei dunkle Rehaugen haften ängstlich an mir und fangen jede meiner zaghaften Bewegungen ein. Es hat schon Wolfgang Ambros gesungen: "Es lebe der Zentralfriedhof". Anscheinend lebt es sich auch gut am Zentralfriedhof, nicht nur als Toter.

Der Alte jüdische Friedhof ist ein Naturspektakel. Pflanzen und Tiere sind hier völlig frei. Ich sehe fünf Rehlein mit Leichtigkeit und Eleganz durch die Grabsteine davonspringen und fühle mich beglückt.

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