Dienstag bis Samstag 18-23 Uhr
jeweils zur vollen Stunde
Restaurant Brikz
Grolmanstr. 53/54
10623 Berlin-Charlottenburg
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„I don’t give a fuck“ leuchtet uns an der Backsteinwand entgegen. Wir haben es uns auf gemütlichen Sitzbänken bequem gemacht, unser Tisch weiß eingedeckt, Besteck nimmt man sich aus einer Box. Das soll nun allerdings keine falschen Assoziationen an Schnellrestaurants und Imbisse wecken. Denn das Besteck ist so zart und feingliedrig wie das Glas aus dem wir einen wunderbaren Spätburgunder Rosé Brut Nature genießen. Restaurant Brikz in Charlottenburg bedeutet Fine Dining after all.
Endlich haben auch wir es geschafft Arne Anker dort zu besuchen. Das Restaurant in einem ehemaligen Jazz-Café begann im letzten November wie einige der Corona-Gastronomie-Geschichten: mit Kochboxen. Es dauerte dennoch nicht lange, dass Arne Ankers eigenes Restaurant auf Interesse stieß, und so brachte er es bei den diesjährigen Berliner Meisterköchen zum Aufsteiger des Jahres. Seine Vita kann sich ohnehin sehen lassen.
Das überaus charmante fünfköpfige Team stammt zwar durchweg aus der Sternegastronomie, viel wichtiger ist im Brikz aber die pure Lust an der Freude. Und so kochen „die Jungs“ jeden Tag was sie wollen. Schmeckt nicht gibt's nicht, heißt das. Kein Druck, dafür ständige Entwicklung. Genau ein Menü, das täglich wechselt, und „wenn etwas am Mittwoch weg ist, ist es Mittwoch weg – wenn es heute schon weg ist, ist es heute schon weg.“ wie Arne Anker ausführt.
Wert legt man auch auf enge Beziehungen zu kleinen Manufakturen und Lieferant:innen der Region. Das Fleisch kommt von Kumpel und Keule (wir kosten etwa die spezielle Gänsezucht aus Niedersachsen). Der Großteil der Kräuter stammt aus Werners Kräutergarten aus der Markthalle Neun. Jener bekommt auch hin und wieder „Hausaufgaben“, wie Anker es nennt. Eigene Kaffirlimetten in 2024 könnte das bedeuten.
Auch mit 25 Teiche hält Anker enge Beziehungen. Die Fischblutwurst etwa entstand in enger Zusammenarbeit, die gibt es nur hier. „Wir haben hier mit Herrn Engels von 25 Teiche gesessen und das Thema kam auf, ob er nicht mal eine Fischblutwurst machen wolle. Das hat ein bisschen gedauert, wir haben ein bisschen probiert, es klappt ja nicht immer alles auf den ersten Anlauf. Sechs oder acht Wochen haben wir daran herumgedoktort. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen“, erzählt Anker. Finden wir auch.
Fischblutwurst mag zwar erst einmal nicht besonders verlockend klingen, für uns aber ist sie an diesem Abend womöglich eines der besten und spannendsten Gerichte. Sie findet daher immer mal wieder den Weg ins Menü. Uns erinnert sie ein wenig an eine besonders zarte und exquisite Fischfrikadelle. Serviert mit schwarzem Knoblauch, natürlich von Werner, und eingelegter Wassermelonenschale.
„Wir sind in einem Kochbuch darüber gestolpert, hatten Wassermelonen da, haben es ausprobiert und es ist echt cool.“ Stimmt auch: hat einen schönen Knack und schmeckt dank ergänzender Aromen aus Orange und Chili schön frisch. In Kombination mit anderen Fermenten jedenfalls eine wunderbare Ergänzung zu der herzhaften Fischblutwurst.
Säure spielt in der Küche des Brikz ohnehin eine große Rolle, denn es wird viel fermentiert und eingelegt, um wenig Abfall zu produzieren. Low waste ist im Brikz definitiv ein Ansatz, aber undogmatisch. Säurebetont ist daher auch die gegrillte eingelegte Bohne samt eingelegter weißer Erdbeere und diverser Kräuterchen. Schmeckt herrlich nach Sommer und schafft Assoziationen von italienischer Antipasti. Eine Wohltat, vor allem wenn es draußen klirrend kalt ist.
Chrsyantheme, marinierte Oxalisblüten, Kafirvinaigrette mit mexikanischem Tagetisöl, infusioniert im Ultraschallbad, obenauf Brennesselpulver. „Das ist schon alles“, sagt Arne Anker und man kann ihm sein spitzbübisches Grinsen nicht verübeln. Das ist schon eine Menge, was hier auf dem Teller los ist. Die Technik sitzt. Filigran finden die einzelnen Komponente auf dem Teller zusammen. Die Wein- sowie die alkoholfreie Begleitung weiß ebenfalls durchweg zu überzeugen.
Ein Glück, dass einen bei dem entspannten Setting im Brikz auch keiner merkwürdig anschaut, wenn man sich etwas der hervorragenden Beurre Blanc, die ganz klassisch zur Lachforelle von 25 Teiche gereicht wird, vom Finger schleckt. Die können wir uns nachnehmen, wie wir wollen. Und wir wollen, denn sie ist zum Reinlegen und harmoniert wunderbar zum Fisch, zum Rogen und zum Kaviar vom Altonaer Kaviar Import aus Hamburg, den man auf Wunsch dazubekommt.
Gemütlich, geradlinig, unverfälscht. Who wouldn't give a fuck about that?