Michael Sontag Berlins Meister des innovativen Drapierens

Die riesige Glasfront des Shops gibt die Sicht auf einige Teile der aktuellen Kollektion von Michael Sontag frei. Sie sorgt für einen Bruch in der einheitlichen Altbaufassade in Berlin Kreuzberg, ohne jedoch den harmonischen Gesamteindruck zu zerstören.

Details, wie der Stuck an der Decke und der gegossene Estrichboden, verleihen dem industriellen Ambiente des Ladens etwas Elegantes. Der Designer beherrscht das Spiel mit Gegensätzen, sowohl bei der Gestaltung seines Ladens als auch bei seinen eigenen Modekollektionen.

Michael Sontag, der gebürtig aus Bayern stammt, gehört schon lange zu Berlins wichtigsten Modemachern. 2009 zeigte er hier erstmals eine Kollektion bei der Mercedes-Benz Fashion Week und erntete Anerkennung, auch von der englischen Modekritikerin Suzy Menkes, die seine Arbeit als "hoffnungsvoll" bezeichnete.

Denn zwischen Sontags Arbeit und der seiner Kollegen besteht ein Unterschied: Seine Kollektionen müssen als Einheit gesehen werden. Sie bauen von Saison zu Saison aufeinander auf, so dass die Weiterentwicklung seiner Designs im Fokus steht.

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Seine Designs sind wie seine Arbeitsweise: unkompliziert und doch raffiniert. Sontag überspringt den Schritt des Illustrierens und drapiert die Stoffe direkt an einer Schneiderpuppe.

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So entstand auch sein Titel: "Meister des Drapierens". Dieser Bezeichnung wurde er erneut bei der Präsentation seiner letzten Kollektion für den kommenden Herbst und Winter gerecht. Er präsentierte körperfernere Schnitte als zuvor, setzte jedoch durch Drapierungen Akzente.  

Seine Designs entstehen jenseits von Modetrends, Jahreszeiten und Altersgrenzen. Das würde Sontags innovativer Arbeitsweise widersprechen. Zu Beginn entwarf er ausschließlich Frauenmode, die er als experimentierfreudiger einschätze.

Doch mittlerweile profitieren auch Männer von seiner Drapierkunst. Ärmel in Überlänge, asymmetrische Schnitte und extrem weite und hochgeschnittene Hosen – das sind neben den Drapierungen Merkmale seiner aktuellen Kollektion.

Knallige Farbtöne sind nur selten in seinen Designs zu finden. Er verwendet meistens Naturtöne, sowie hochwertigen Naturmaterialien, zum Beispiel Kaschmir, Wolle und Seide. Denn das sind Materialien, die er auch selbst gerne trägt.

Er bleibt in erster Linie sich selbst treu und orientiert sich nicht an anderen Designern. Eine Einstellung, aus der wahre Meisterstücke entstehen, die perfekt für den Alltag geeignet sind.  

Judith Kersting

Studierende der AMD Akademie Mode & Design