Montag bis Freitag 8-23 Uhr, Samstag 10-23:30 Uhr
Kelsen
Dr. Karl Renner-Ring 3
1017 Wien
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Seit Anfang des Jahres erstrahlt das österreichische Parlament in neuem Glanz. Im Zuge der fünfjährigen Bauarbeiten wurde auch der Dachboden ausgebaut. Dort, wo früher verstaubte Leitungen und Kabelsalat lagerten, befinden sich nun elegante Sitzecken, große Fensterfronten und eine Küche, in der ein 50-köpfiges Team tagtäglich für Gäste und Mitarbeitende kocht.
Kelsen nennt sich das gastronomische Konzept im Hohen Haus – benannt nach dem Juristen Hans Kelsen, der als Architekt der österreichischen Verfassung gilt. Es beginnt beim morgendlichen Frühstück und endet abends mit einem vier- bis acht-gängigen Fine-Dining-Menü (89-132 Euro).
Mittags gibt es in der Cantina ein Mittagsbuffet zur Selbstbedienung und das Bistro serviert klassisch-moderne Gerichte: viel Bio, viel frisches Gemüse, alles hausgemacht. Dementsprechend kurz ist die Karte – eine Handvoll Vorspeisen, drei Hauptgänge, zwei Desserts. Hier wird es dann preiswerter, ein Mittagsmenü mit zwei bis drei Gängen liegt vegetarisch bei 19 bis 25 Euro, mit Fleisch oder Fisch bei 23 bis 29 Euro.
Bis auf das Wiener Schnitzel wechselt das Menü des Kelsen wöchentlich. Mitte Februar gibt es gebeizten Zander mit roter Rübe und einen scharf angemachten Chinakohlsalat. Würzig, dank eingelegtem Ingwer, und mit hauchfeinem, ordentlich knackigem Sesamknäckebrot garniert. Zu den Vorspeisen wird fluffiges Brot gereicht, das nicht im Haus gemacht, dafür aber von den Besten, in diesem Fall von Joseph Brot, bezogen wird.
Die Hauptspeisen klingen allesamt verlockend. Da wäre das Bœuf Bourguignon aus Kühen von BOA-Rindern, die das ganze Jahr im Freien verbringen dürfen. (Ein eigens angestellter Schlachter zerlegt die Tiere vor Ort, wo sie dann nach dem Nose-To-Tail-Prinzip verarbeitet werden.)
Aus Italien gibt es eine wärmende Ribollita mit Schwarzkohl und – gemäß dem Dreiklang Fisch, Fleisch, Vegetarisch – aus dem Wasser ein zartrosa Lachsfilet. Das Risotto cremig, der Lachs zart, die Haut kross. Besser hat man bei einem Parlamentsbesuch wohl nie gegessen.
Zum Dessert geht es dann ins nebenan liegende Café, wo süße Stückchen und Mehlspeisen aus der hauseigenen Patisserie sowie Sessel zum Versinken warten. Abends kann man hier auch wunderbar seinen Aperitif nehmen. Den Ausblick in den Sitzungssaal oder auf die Hofburg gibt’s gratis dazu.
Überhaupt lässt sich der Besuch im Kelsen wunderbar mit einer Tour durch das Parlament verbinden. Oder auch nicht. Das österreichische dürfte das einzige Parlament sein, das man einfach nur zum Essen besucht.