Dienstag bis Sonntag 12-20 Uhr
Museum of Modern Art
Marszałkowska 103
00-110 Warschau
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In der heutigen Zeit ist es nicht leicht, noch aufrichtig beeindruckt zu sein. Zu vielen Reizen sind wir permanent ausgesetzt. Doch unser Besuch im Muzeum Sztuki Nowoczesnej in Warschau, hat genau das geschafft. In mannigfaltiger Weise. Das neu eröffnete Museum für Moderne Kunst im Zentrum der Stadt ist ein architektonisches Meisterwerk. Es ist ein Museum, das nicht nur Kunst zeigt, sondern selbst ein Kunstwerk ist – ein Raum, der atmet, inspiriert und vor allem lebt.
Die Fassade: klar, ruhig, von einer fast poetischen Strenge. Der helle Beton, die weiten Arkaden, das Spiel aus Licht und Schatten. Alles an diesem Haus ist präzise, durchdacht – und gleichzeitig erstaunlich leicht. Hier geht es nicht nur darum, zu repräsentieren, es geht um Offenheit. Das Gebäude ist ein Versprechen an die Stadt und ihre Bewohner: Die Zukunft ist da!
Entworfen wurde das Museum vom New Yorker Architekten Thomas Phifer, der ein Haus geschaffen hat, das in seiner Zurückhaltung eine enorme Kraft entfaltet. Es stellt sich nicht zur Schau, es schreit nicht – und ist dabei vielleicht eines der schönsten Museen der Welt. Im Innern setzt sich das Imposante fort: Auch hier ein beinahe berührendes Spiel aus Licht und Schatten.
Die Materialien sind hochwertig, aber zurückhaltend – Beton, Glas, Holz. Alles ordnet sich dem Erlebnis unter. Besonders beeindruckend ist die zentrale Treppe, die sich fast schwebend durch das Gebäude zieht. Sie ist Skulptur und Verbindung zugleich, ein stilles Zentrum, das die verschiedenen Ebenen des Museums zusammenhält.
Doch das Haus ist nicht nur schön – es ist auch funktional. Es beherbergt auf rund 4.500 Quadratmetern wechselnde Ausstellungen, zeigt Werke polnischer und internationaler Künstler, darunter große Namen und junge Positionen. Es gibt ein Kino, ein Auditorium, Räume für Workshops und ein wirklich cooles Café, in dem man den Blick auf den Plac Defilad genießen kann.
Während unseres Besuches an einem Sonntagvormittag feierten und tanzten junge Leute in einem Bereich des Cafés. Zur anderen Seite hin, hatten sich Zehntausende für den Marsch des Präsidentschaftskandidaten Rafał Trzaskowski versammelt. Dazu das Meditative des Museums. Ein einzigartiges Erlebnis!
Besonders beeindruckt hat uns auch die Art, wie sich das Gebäude in den Stadtraum einfügt. Es steht direkt neben dem Kulturpalast, dem massiven Zeugnis sozialistischer Architektur. Und doch wirkt es nicht wie ein Gegenspieler, sondern wie ein neues Kapitel. Selten haben wir ein Museum erlebt, das so viel architektonisches Feingefühl zeigt, so viel Haltung, ohne laut zu sein.
Die Offenheit macht das Museum zu einem Ort, an dem man nicht nur Kunst konsumiert. Es gehört der Stadt und ihren Menschen. Es ist eine Einladung an die ganze Welt und ein Symbol für die Entwicklung, die Polen in den vergangenen zwanzig Jahren gemacht hat. Warschau hat mit diesem Haus ein neues Herz bekommen. Ein Herz, das offen schlägt für Veränderung.