Als Zeichen für ein nobles Übermaß an Zeit, pflegten gut gekleidete Dandys zur Zeit Napoleons mit Schildkröten an der Leine über die Prachtmeilen zu flanieren. Das französische "Tortue" für Schildkröte spielt in Hamburgs jüngst eröffnetem gleichnamigen Hotel auf eben jenes Verständnis von wahrem Luxus an, das heute zeitgemäßer denn je erscheint.
Nicht ohne Grund lädt das Tortue daher mit gleich zwei sehr behaglich eingerichteten Restaurants sowie drei Bars auch Hamburger zum Entschleunigen ein. Während die Brasserie in der Belle Etage von früh bis spät mit deutsch inspirierten, französischen Gerichte aufwartet, dreht sich im asiatischen Restaurant Jin Gui alles um Sushi, Dim Sum und Co.
Beide sind zum lauschigen, sehr französisch anmutenden Innenhof gelegen, der für sich genommen schon eine Attraktion ist. Mit sagenhaften 8.500 Quadratmeter, davon 126 Zimmer, lädt das Tortue zum Wohlfühlen und Genießen ein. Das Credo des überdimensionierten Boutique-Hotels an der Stadthausbrücke ist es, den Moment zu genießen und innezuhalten.
Wir tauchen schon in der Lobby völlig ab. Ein Hauch Boudoir. Ein Hauch Moderne. Über allem ein zarter Duft des eigens für das Tortue entwickelten Dufts von Parfumeur Mark Buxton, der sich auch in den Pflegeprodukten auf den Zimmern wiederfindet. Auch die grafisch starken Tapeten und ein Großteil der Möbel sind individuell gestaltet worden.
Hinter dem spannenden Mix der Zimmereinrichtung verbirgt sich die Interior Designerin Kate Hume aus Amsterdam. Die gebürtige Engländerin ist für ihren klaren und luxuriösen Stil bekannt und zählt neben vielen internationalen Kunden auch die Hamburger Elbphilharmonie zu ihren Auftraggebern.
Als leise Reminiszenz an den Namen Tortue, findet sich in jedem der Zimmer eine Schildkrötenlampe aus Porzellan. Genau wie die Zahnputzbecher, wurde auch diese speziell für das gediegene Hamburger Hotel entworfen. Ein Boxspringbett der britischen Marke Hypnos – auch die Queen schläft auf einem Bett aus diesem Hause – lädt zur geruhsamen Nacht.
Leider kommt man im Tortue nur schwerlich früh ins Bett. Zu viel hat das Haus zu bieten. Den Lunch genießen wir in der Brasserie, das Abendessen – nach einem großartigen Signature Drink an der Bar – im wunderschön gestalteten Restaurant Jin Gui. Aber dazu mehr in einem separaten Portrait in der kommenden Woche.
Zu guter Letzt müssen wir die Bar Noir noch in Augenschein nehmen, was dazu führt, dass wir uns am Morgen erst recht spät zum Frühstück in der Brasserie einfinden. "Was für ein Tag" schwärmen wir im Rückblick einvernehmlich, während wir die à la Carte Frühstückskarte studieren, die vom Chiasamenporridge und belegten Landbroten über French Toast und Heringshappen bis hin zu Eierspeisen und sogar Austern ungewöhnlich viel offeriert.
Gestärkt verlassen wir das Haus – nur ungern und auch nur vorübergehend – um der fußläufig gelegenen Innenstadt einen Besuch abzustatten. Bis zum Gänsemarkt und zur Staatsoper Hamburg sind es nur wenige Schritte. Als wir zum Lunch ins Tortue zurückkehren ist es schon fast wie nach Hause kommen und wir sind uns sicher: das wird nicht nur ein neuer Lieblingsort der Hamburger!