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Clifford Lilley Der Gentleman Dandy von Zürich

Dienstag, 10. November 2015

Lieber Clifford,

Es hat so seine Zeit gebraucht, bis ich diesen Blog geschrieben habe. Warum? Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich denn schreiben möchte. Viele Berichte über dich gibts ja schon. Also ist es halt was sehr persönliches geworden.

Es war Ende der siebziger Jahr, als ich dich kennenlernte. Wir beide arbeiteten bei der Theaterproduktion "Der Schwarze Hecht" im Kino Corso. Damals warst du junger Mann aus Südafrika noch ziemlich scheu und dein "Schwiizerdütsch", von einem "Züritüütsch" gar nicht zu reden, war noch sehr, sehr dürftig. Seit dieser Zeit haben sich unsere Wege oft gekreuzt. Es gibt Menschen, die trifft man, und dann vergisst man sie wieder. Ich rede mich dann meistens mit: "Wir kennen uns, aber mir ist gerade der Namen entfallen", raus. Bei dir Clifford, lief ich nie in Gefahr, in diese peinliche Situation zu geraten. Du erkanntest mich immer, auch nach langen Pausen, in denen ich mich optisch doch ziemlich veränderte, während du dich wie Dorian Gray zeitlos jung durch die Jahrzehnte bewegtest. So kommt es mir jedenfalls vor.

Zürich ist eine kleine Stadt, in gewissem Sinne sogar ein Dorf. Man trifft unweigerlich aufeinander. Wenn man in einer bestimmten Szene verkehrt sowieso.

Wenn ich etwas an Menschen schätze, dann ist es ihre Offenheit und ihre guten Manieren. Von dir konnte ich immer etwas lernen. Du trugst zwar dein Herz immer auf der Zunge, aber ich habe dich noch nie (!) und ich betone NIE, ein böses Wort über deine Lippen kommen hören. Natürlich sind wir auch nicht Buddys, die Nächte lang miteinander herumhängen. Aber ich freue mich jedes Mal, wenn wir uns treffen und so scheint es dir auch zu gehen. Ich bin jetzt nicht gerade ein stylisch angezogener Typ, dessen bin ich mir bewusst, aber du fandest immer begeistert: "Helmi, du schaust aber gut aus." Für das könnte ich dich jedesmal in die Arme nehmen.

Das Leben ist kein Ponyhof, dass weiss jeder, aber bei dir Clifford, macht es oft den Anschein, dass es das sein könnte. Und das steckt an. Auch wenn ich weiss, hinter allem steckt harte Arbeit, Überwindung und eine grosse Portion Leiden.

Im Titel habe ich geschrieben "Gentleman Dandy" und ich meine es ernst. Der Begriff soll keinen negativen Anstrich haben, ganz im Gegenteil. "Schalk," sei ein Wort, das dir näher komme, erklärtest du mir kürzlich. Natürlich lasse ich das sofort einfliessen: "Gentleman-Schalk" mit Style, natürlich.

Heute wissen wir alle, wie Clifford Lilley zum Style-Berater, und wie aus dem schüchternen Schauspieler eine beachtete Prominenz wurde. Aber was heisst das schon? Wir haben so einiges an Prominenzen hier in Zürich, aber die wenigstens sind auch Persönlichkeiten. Für das braucht es nicht nur Geld, Glanz und Glamour sondern Charakterstärke, Empathie und eben, ein wenig Schalk.

Dies hast du auch bewiesen, als du dich vor dem Objektiv der Fotografin Barbara Sigg, ja meine Frau, und dem Autor und Journalisten Reda El Arbi, selber eine Torte mit Schlagrahm ins Gesicht drücktest. Und du fandest es lustig. Wir übrigens auch.

Ich hoffe, dass wir uns noch viel über den Weg laufen, lieber Clifford, denn jedes mal ist es so, als hätten wir uns seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen und das will doch was heissen.

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